Rückblick Energietage 2018


14. – 15. November 2018, Hotel Vienna South – Hilton Garden Inn, Wien

Die kalte Dunkelflaute war diesmal kein Thema. Denn die Energietage vom 14. bis 15. November 2018 fanden bei wunderbarem Herbstwetter und einer Brise Nordwest Wind statt. Es wird so zwar keine Spitzenlast durch Erneuerbare Energien zu verzeichnen gewesen sein, immerhin aber wird die notwendige Netzdeckung erreicht und der eine oder andere Speicher aufgeladen worden sein.

Und an dieser Stelle beginnen die Fragestellungen der Energietage 2018. Die Fragen der zukünftigen Netzinfrastruktur sind ganz eng mit jenen nach der Leistungsfähigkeit der Speicher verwoben. Prinzipiell gilt hier, was Herr Prof. Dr. Pettinger (FH Landshut) eingangs erwähnte. Nämlich, dass Speicher zur Netzunterstützung durchaus beitragen, für eine geplante Netzpufferung aber nicht geeignet sind. Diesbezüglich müsste man entweder auf virtuelle Kraftwerke oder auf thermische oder chemische Speichermedien, aber nicht auf Batterien, setzen. Denn die Anzahl von Merkel, die zur Netzpufferung nötig wären, sind durch elektrische Konzepte nicht aufzubringen. Merkel fragen Sie? Ja, Merkel. Wobei damit eine Maßeinheit gemeint ist, und nicht die deutsche Kanzlerin persönlich.

Nach diesem Einblick in Kapazitäten und Kapazitätsgrenzen, ökologischer und ökonomischer Amortisationsdauern der derzeitigen Li-Ionen und Bleibatteriekonzepte widmete sich DI Alexander Stimmer (APG) den Kapazitätsgrenzen der Netzinfrastruktur und Herausforderungen wie Redispatchingmaßnahmen und Stromflüssen im Niederspannungsnetz, aber auch den Gefahren durch Cyber-Angriffe. Große Blackouts sind selten geworden, lautete die frohe Botschaft. Und doch steigt die Komplexität täglich, während der Sicherheitspolster immer dünner wird.

DI Gerhard Fida (Wiener Netze), Carina Heinrich (BNetzA), DI Dr. Andreas Abart (Netz Oberösterreich), DI Dr. Franz Strempfl (Energienetze Steiermark) [v.l.n.r]: Ein gemeinsamer Konsens mit dem Regulator ist nicht immer einfach zu finden, doch was Netzanpassungen betrifft ist man sich einig. „Es bedarf einer Anpassung der Netztarifstruktur – da sind wir das erste Mal einer Meinung mit dem Regulator!“

DI Alexander Stimmer (APG) zum Thema Versorgungssicherheit, Koordinations- und Bilanzproblemen: "Der Sicherheitspolster wird immer dünner!"

"Ob eine Batterie wirklich „grün arbeitet" ist immer auf Primärenergie, die zur Herstellung dieser verwendet wurde, zurückzuführen.", so Prof. Dr. Karl-Heinz Pettinger (Hochschule Landshut)

Apropos Redispatching. Die Strompreiszone ist getrennt, die deutschen Nord-Süd-Trassen fehlen allerdings weiterhin. Von großem Interesse ist daher, was in der nördlichen Nachbarschaft derzeit im Netzausbau geschieht. Hierzu lieferte Carina Heinrich einen Bericht, direkt von der Quelle. In der Bundesnetzagentur rechnet man inzwischen mit dem Ausbau der Trassen bis 2025. 3 Jahre später als bisher geplant.

In der Folge ging es zurück nach Österreich, wo die Granden der österreichischen Netzbetreiber die Auswirkungen aktueller rechtlicher Änderungen wie der UVP Novellierung, Standortentwicklungsgesetz und Clean Energy Package diskutierten. Ganz klar zu hören war die Hoffnung, hier in Zukunft etwas einfacher notwendige Projekte umsetzen zu können. Doch natürlich umtreibt die Branche noch einiges mehr. Speicher auch abseits von Forschungsprojekten betreiben zu können wäre so ein Thema, das in der Aufforderung vonseiten DI Fida (Wiener Netze GmbH) an den Regulator mündete: „Lasst uns experimentieren!“. Oder die Suche nach Informationen über Stromflüsse im Niederspannungsnetz. Stichwort: Smart Meter. Hier aber gibt es den Widerspruch zum Datenschutz, auf den DI Dr. Andreas Abart (Netz Oberösterreich GmbH) aufmerksam machte. Eine Anpassung der Netztarifstruktur wünschte sich etwa DI Dr. Strempfl (Energienetze Steimermark GmbH). Und dann gibt es noch die Großthemen Sektorkopplung auf der einen, und Wärmepumpen, Warmwasser und BHKW im Zusammenhang mit PV auf der anderen Seite.

Ein Vormittag voller Inhalte, die uns noch lange beschäftigen werden. Von kalter Dunkelflaute, konnte dabei aber keine Rede sein, denn wer sah, wie engagiert und energiegeladen die beteiligten Akteure auftraten, dem ist vor ein bisschen weniger Wind oder Sonne nicht mehr angst und bang.

Mag. Günther Strobl (STANDARD) eröffnete das gemeinsame Eröffnungsplenum mit tagesaktuellen Entwicklungen rund um das Thema erneuerbare Energie und Speichermöglichkeiten.

"Sollte am bestehenden Netz nicht verändert werden, wären die Leitungen mit den erwarteten Zukunftsaussichten wesentlich überlastet!", meinte Carina Heinrich (BNetzA) zum massiven Zuwachs an Windenergie in Deutschland

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