Rückblick Konferenz "Netze im Wandel"


E-Mobilität und Wasserstoff in den Netzen

Am 19. und 20. November 2019 verwandelte sich das Hilton Garden Inn am Wienerberg, Wien in ein energiereiches Netz, in dem ein Austausch der verschiedenen Perspektiven stattgefunden hat.

Versorgungssicherheit mit Erneuerbaren garantieren?

„Die Politik sollte die Probleme der Energiewirtschaft endlich technisch betrachten“, postulierte Ing. Johann Prammer, als er die Vision vom grünen Stahl der voestalpine vorstellte. Einen Streifzug über die aktuellen Herausforderungen der Energiewirtschaft machte Dr. DI Clemens Wagner-Bruschek von d-fine Austria. Der Blick reichte über die Grenze nach Deutschland zu Smart Capital Region Konzepten zu den Netzen und Speichern. Prof.-Dr.-Ing. Harald Schwarz, Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg, nahm eindeutig Stellung und wies auf die Realität hin, dass die Versorgungssicherheit nicht ansatzweise mit Erneuerbaren garantiert werden kann.

E-Mobilität für die Netze

Der Nachmittag gehörte dem brisanten Thema der E-Mobilität. Cristian Monsalve, MSc, Institutteil Angewandter Systemtechnik (AST) des Fraunhofer IOSB, stellte zunächst Forschungsergebnisse zum Infrastrukturbedarf der E-Mobilität in Deutschland vor – von der Ladestruktur bis zu den Änderungen der Stromverteilernetze. Wie die Auswirkungen in der Praxis für die Schnittstelle von der Ladesäule bis zum Netzbetreiber ausschauen, stellte DI Josef Stadler, Wels Strom, anschaulich dar. DI Dr. Andreas Abart, Energie AG Oberösterreich Netz GmbH, berichtete aus der Perspektive des Users über die tatsächliche Nutzung und Landung des E-Autos. Er stellt jedenfalls die verschiedenen Strategien der Ladung gegenüber und weist die notwendigen Schritte der Integrationen in die Netze auf.

Der Netzausbau ist notwendig

Der zweite Konferenztag begann ganz nach dem Motto: „Eine Sitzung, in der nicht gelacht wird, ist keine Sitzung“. Dank dem Vorsitz Prof. Dr. Steinmüller, Energieinstitut Johannes Kepler Universität Linz, war die Stimmung sehr gut, in der ein Austausch über die Herausforderungen der Gegenwart und Überlegungen in die Zukunft stattfinden konnte. Dr. DI Michaela Leonhard stellte das Forschungsprojekt der APG „ABS für's Stromnetz“ vor, bei der die APG Ende des Jahres einen Speicher ins Netz integriert. Danach bestätigte DI Kurt Misak, dass der Netzausbau notwendig ist, Einspeiseleistungen von Erneuerbaren nicht immer lokal gespeichert werden können und der Speicherausbau und Integration ins Netz in Zukunft unumgänglich seien.

Blackout als Worst Case

Von der technischen Diskussion über die Netze spannte Michel Nicolai, e-pilot, den Bogen zum digitalen Hausanschluss, bei dem vor allem die User-Experience im Vordergrund steht. Eine geringe Wahrscheinlichkeit mit maximalem Schaden, stellt ein Blackout dar. Wie schaut die tatsächliche Risikovorsorge und das Notfallmanagement aus? DI Klaus Schüller, TINETZ-Tiroler Netze GmbH, behauptet, dass ein Blackout eigentlich immer eine Auswirkung auf mehrere Tage hat, da der Wiedereinstieg nach einem Blackout langsam reguliert werden muss. Wie optimales Störfallmanagement gehandelt werden kann, erklärte Gunnar Holldorf von Bittner+Krull Softwaresysteme.

Die Stromnetze sind ganz eng mit den Mobilfunknetzen verknüpft, besonders wenn es um die Sicherheit geht, aber auch wenn es um die Leistungsfähigkeit oder Wirtschaftlichkeit geht – das betonte DI Alexander Kanhäuser, ArgoNET GmbH. Aus der betriebswirtschaftlichen Perspektive beleuchtet Mag. Fürst, E-Control, das Regulierungssystem für Verteilernetzbetriebe.

Die Raumplanerin DI Gabriele Oedendorfer, RaumUmwelt, gestaltete einen sehr anschaulichen Exkurs über UVP-Verfahren, mit denen die Netzbetreiber oftmals konfrontiert sind. Dabei gab sie Einblicke in die Zusammenarbeit zwischen den Antragsstellern und der Behörde.

Neue Freiräume in der Forschung

Sektorkopplung ist auch bei den Energienetzen in aller Munde, wenn es auch über den klassischen Netzbetrieb hinaus geht. Dazu stellte DI Matthias Lehner, Energie Burgenland Fernwärme, das aktuelle Projekt des Wärmepumpenkonzepts Neusiedl am See vor, welches im Februar 2020 ans Netz angeschlossen werden soll. Diese innovativen Projekte werden im Zuge der #mission 2030 notwendig sein, um die Energiewende auf viele verschiedene Beine zu stellen. Ein weiteres solches Projekt präsentierte DI Klaus Neumann, Energie Steiermark Technik GmbH, mit der Vorzeigeregion WIVA P&G.

Die abschließende Diskussion zeigte ganz deutlich – die Netze selbst werden sich wenig wandeln, vielmehr stellt sich die Frage, wie die Netze in Zukunft genutzt werden, so DI Dr. Walter Tenschert, Salzburg Netz. In den Erwartungen an die Regierung waren sich alle Diskutanten einig: Die Energiewende muss gesamtheitlich betrachtet werden, somit auch aus technischer und praktischer Sicht.