Forum Baustelle 2018: Entsorgung & Recycling

Die Entsorgungskosten stellen einen enormen Kostenpunkt auf Baustellen dar und der Berg an Regularien wächst stetig. So manch einer hat mittlerweile schon das Gefühl, aufgrund des Vorschriften-Dschungels gegen Windmühlen anzukämpfen. Doch die Herausforderungen der Abfallwirtschaft können und sollten auch als Chance begriffen werden.

Die Fachkonferenz „Entsorgung und Recycling“ verglich im Rahmen des Forums Baustelle, Realität und Gesetzeslage in puncto Baustellenentsorgung und Recycling. Zwei Tage lang wurden die abfallwirtschaftlichen Herausforderungen beleuchtet und analysiert, sowie die neuen Möglichkeiten zur Ressourcenschonung - ReUse, Vor-Ort-Recycling, der Einsatz von abfallvermeidenden Bauprodukten und das Wertschöpfungspotential durch Kreislaufwirtschaft - besprochen und diskutiert.
In spannenden Vorträgen nahmen Praktiker und Experten wachsende Herausforderungen, innovative Lösungen und neue Geschäftsmodelle der Baustellenentsorgung unter die Lupe – es wurde intensiv diskutiert, gefragt und auch einiges in Frage gestellt.

DI Markus Meissner (pulswerk GmbH) merkte in seinem Vortrag an, dass die deutschen Begrifflichkeiten in der Abfallwirtschaft oft missverständlich gebraucht werden – im englischen Sprachgebrauch ist dies kein Problem, denn ReUse und Recycling sind unverwechselbar. Er unterstrich außerdem, dass Ressourceneffizienz bedeutet, dass die Ressource in der Kreislaufwirtschaft erhalten bleibt.

Dipl.-Ing. Dr. MSc. (OU) Arne Ragoßnig (RM Umweltkonsulenten ZT GmbH) betonte den Wert einer guten Schad- und Störstofferkundung: „Die Auswirkungen sind um ein Vielfaches teurer, wenn an der Schad- und Störstofferkundung gespart wird. Es ist wichtig Klarheit zu schaffen und diese paar Tausend Euro mehr in der Planungsphase sind gut investiertes Geld.“

Der Vorsitzende des 1. Konferenztages, Dipl.Ing. Martin Car (BRV) gestaltete einen Vortrag zum Thema ÖNORM B3151. Er verwies auch auf die Expertise der Baumeister: „Was man verwenden kann oder nicht, das weiß der Baumeister am besten. Der Schadstofferkunder, welcher einmal im Sakko durchgeht, der kann das nicht entscheiden. Der Baumeister weiß genau, was er wo, wiedereinsetzen kann.“

Aus der Praxis für die Praxis: Ing. Ernst Schneeberger (Ingenieurbüro Schneeberger e.U.) begann seinen Vortrag mit einem Zitat von Goethe: Erfahrung ist eine nützliche Sache. Leider macht man sie immer erst kurz nachdem man sie brauchte. Er ging in seinem Beitrag der Frage nach, wie schnell bewegt man sich eigentlich im illegalen Bereich. Schneeberger plädierte dafür, dass die komplizierten Vorgaben deutlich vereinfacht werden müssen, um für die Praxis eine einfachere Anwendung zu gewährleisten.

Als Vertreter des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus sprach Herr DI Roland Starke über die Behandlungsgrundsätze für Aushubmaterial im neuen Bundesabfallwirtschaftsplan. Er betonte, dass versucht wurde sich sehr pragmatisch der Praxis anzunähern.

Ein Jahr Recycling Baustoff-Novelle: DI Josef Mitterwallner (Amt der Steiermärkischen Landesregierung) widmete sich in seinem Beitrag den Learnings und sprach über die Zukunftsaussichten. Mitterwallner betonte, dass Probleme meist auf die mangelnde Vernetzung und Kommunikation zwischen den Beteiligten zurückzuführen sind.

Der Bautechniker und Abfallberater von InterGeo, Ing. Andreas Westermayer referierte über die Herausforderungen und die Komplexität in der Aufbereitung des elektronischen Datenmanagements (EDM). Er zeigte häufige Fehler in der Abfallbilanz auf und erklärte den Teilnehmern, wie sich Ressourcen sparen und doppelte Aufzeichnungen vermeiden lassen.

Um einen reibungslosen Ablauf gewährleisten zu können, ist Vernetzung über alle Bauprozesse hinweg unabdingbar geworden, betonte DI (FH) Michael Jirgal von Batsch Waagen & EDV GmbH & Co KG. Das Unternehmen kooperiert mit der Firma Q Point GmbH, einer herstellerunabhängigen Plattform für den nachhaltigen digitalen Straßenbau, welche sich auch die digitale Vernetzung aller Akteure zur Aufgabe gemacht hat.

Mag. Hildegund Figl (IBO – Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie GmbH) präsentierte eine neue Studie zum Thema Rückbaufähigkeit von Gebäuden und unterstrich die Notwendigkeit, diese bereits in der Planungsphase zu berücksichtigen. Dass Österreich in puncto Entsorgung gut unterwegs ist, waren sich in der anschließenden Diskussion alle einig – Mag. Figl: „Wir jammern auf sehr hohem Niveau!“

Das Startup Bautastisch hat sich dem Thema ReUse verschrieben. Auf der Plattform von Daniela Petrova und Manuel Marx können übrig gebliebene Baureste, gebrauchtes Werkzeug oder Rückbaumaterial inseriert und sozusagen Secondhand wiedererworben werden, wodurch Zeit-, Transport- und Lagerkosten eingespart werden können.