Fachkonferenz "Erneuerbare Energie – Ausbau 'on hold'?"

Topaktuelle Fachbeiträge und Antworten auf viele brisante Fragen erwarteten die TeilnehmerInnen der Fachkonferenz Erneuerbare Energie. Energieeffizienz und Ökostromförderung waren die heiß diskutiertesten Themen des ersten Konferenznachmittags unter der fachlichen Leitung von Mag. Gerhard Marterbauer (Deloitte). Für Spannung sorgte die Vorab-Präsentation des neuen Entwurfs zum österreichischen Energieeffizienzgesetz, der demnächst in Begutachtung geht: Das Energie Input-Output Verhältnis soll verbessert, Energielieferanten stärker zur Verantwortung gezogen werden, erläuterte Dr. Florian Haas vom BMWFW.

Ebenfalls frisch aus der Gesetzeswerkstätte präsentierte Dr. Philipp Wolfshohl von der Bundesnetzagentur das neue deutsche EEG. Die unmittelbaren Auswirkungen auf die österreichische Energiewirtschaft schätzte er als gering ein. Eine Änderung des österreichischen ÖSG ist nichtsdestotrotz absehbar: „Fixe Einspeisetarife haben ihren Zweck erfüllt, aber ausgedient“, so Dr. Harald Proidl von der Energie-Control Austria. Erforderlich ist demnächst auch eine Anpassung an die neuen Leitlinien für Umwelt- und Energiebeihilfen der EU-Kommission, die ebenfalls am 9. April verabschiedet wurden. Welche zentralen Fragen dies für die derzeitige Ökostromregelung aufwirft, diskutierte MMag. Josef Holzer von der OeMAG.

Bereit für zwei anregende Konferenztage zu den wichtigsten Fragen rund um Erneuerbare Energie

Dr. Philipp Leander Wolfshohl erklärt die Feinheiten des neuen deutschen EEG

Abkehr von fixen Einspeisetarifen? Dr. Harald Proidl über die Zukunft der Ökostromförderung in Österreich

Zwei weitere Leitthemen der lebhaften Diskussionen im Laufe der beiden Konferenztage waren neue tragfähige Geschäftsmodelle für Energieversorger und Versorgungssicherheit. Die Tage der Energieversorger als reine Energielieferanten sind laut Unternehmensberater Dipl. BW Tobias Wiener (Deloitte) gezählt. Die Unternehmen müssen hervorstechen, umdenken, neue Serviceleistungen für die Energiewirtschaft entwickeln, „Fans“ generieren und die Kundenbindung stärken. Wie das beispielsweise aussehen kann, berichtete die Leiterin des Geschäftsfeld Regenerative Erzeugung der Wien Energie, DI Mag. Gudrun Senk in ihrer Präsentation des Kooperationsmodells Bürgersolarkraftwerke mit SPAR.

Womit Netzbetreiber hingegen aufgrund der zunehmenden Einspeisung der Erneuerbaren bereits heute kämpfen, wie sich diese Herausforderungen in Zukunft weiter verschärfen und wie damit umgegangen werden soll – diesen Fragen widmeten sich DI Mag. (FH) Gerhard Christiner (APG) und Ing. Peter Sinowatz (Netz Burgenland Strom/Erdgas GmbH). Einen wichtigen Lösungsansatz für die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit sahen viele Branchenvertreter in einer optimierten Nutzung der Synergien mit Gas.

Diesen neuen Wegen der Koexistenz war der Nachmittag des 10. April gewidmet: Die Teilnehmerkreise der Fachkonferenzen Erneuerbare Energie und Gas traten in Dialog, die trennenden Schranken des Branchendenkens wurden zumindest für ein paar Stunden mit der Raumtrennung buchstäblich aufgehoben. Der renommierte Energieexperte Dr. Felix Christian Matthes vom Öko-Institut Berlin erläuterte Potenziale von Kapazitätsmärkten. Das Energiesystem der Zukunft ist aller Voraussicht nach zweierlei: Extrem koordinationsbedürftig und ebenso kapitalintensiv. Eine Erweiterung des derzeitigen Marktdesigns ist daher zukünftig unumgänglich, meinte er.

Der Leiter des E.ON Innovationszentrum Energiespeicherung Dr. K. Peter Röttgen erläuterte im Anschluss neueste Entwicklungen bei Power-to-Gas und dessen Nutzen für die Energiewende. Ein vorläufiges Resümee zogen die ExpertInnen der Abschlussrunde: Die Erfüllung der ambitionierten Ziele der Energiewende und einer Loslösung aus energiewirtschaftlichen Abhängigkeiten erfordert jedenfalls eine langfristige Perspektive, starke Innovationen und nicht zuletzt klare, politische Rahmenbedingungen. Diese müssen auch dazu beitragen, dass die Kosten letztendlich nicht nur die einzelnen Haushalte tragen, so Mag. Dorothea Herzele von der AK Wien.

So bleiben die Netze sicher: DI Mag. (FH) Gerhard Christiner von der APG

Tobias Wiener gibt Denkanregungen für zukunftsträchtige Geschäftsmodelle für den Versorger von morgen

Welches Marktdesign für Erneuerbare und Gas? Nachforschungen zur Sinnhaftigkeit von Kapazitätsmärkten von Dr. Felix Christian Matthes

Schlussdiskussion (v.l.n.r.): Dr. Felix Chr. Matthes, Dr. Horst Steinmüller (Johannes Kepler Universität Linz), Dr. Jens Perner (Frontier Economics), Mag.a Julia Kerschbaumsteiner (Greenpeace CEE), Mag.a Dorothea Herzele und Vorsitzender Prof. Herbert Lechner (Österreichische Energieagentur)