Rückblick Forum Industrie 2016

12. – 13. September 2016, Hotel Vienna South – Hilton Garden Inn

Wenn sich Vertreter des produzierenden Gewerbes treffen um die Entwicklungen der Digitalisierung in der österreichischen Industrie zu besprechen, erwartet man sich nicht unbedingt einen Banker als Eröffnungsredner. Und doch machte Mag. Stefan Bruckbauer den interessiert verfolgten Auftakt zur gegenwärtigen Lage der österreichischen Wirtschaft. Erleichtert nahmen die Teilnehmer des Forums Industrie 2016 daher zur Kenntnis, dass der Untergang des Heimatlandes nicht bevorsteht, sondern im Gegenteil, die wirtschaftliche Lage sich so schlecht nicht darstellt. Der Brexit wird sich zwar katastrophal auf die britische Wirtschaft auswirken, die österreichische Wirtschaft allerdings wird mit einer Delle davonkommen. 

Moderation und Teilnehmer der Podiumsdiskussion
v.l.n.r.: Martin Szelgrad, Chefredakteur Report Verlag; David Hable, Head of Presales SAP; DI Franz Rotter CEO der voestalpine Edelstahl GmbH; Dr. DI Matthias Weber, Head of Business Unit, Austrian Institute of Technologie GmbH

Beruhigend die Nachricht von Mag. Stefan Bruckbauer (Bank Austria): Österreich und der österreichischen Wirtschaft geht es gar nicht so schlecht. 

Gleich danach machte Mag. Rainer Steffl am Beispiel der Mondi AG den Fortschritt der Technologie deutlich. Interessant dabei, dass selbst ein globales Unternehmen mit Fabriken auf der ganzen Welt, dessen Umsetzungsschritte im Bereich Digitalisierung schon sehr weit gegangen sind, Schwierigkeiten hat den Begriff Industrie 4.0 zu definieren. Trotzdem denkt man dort bereits an die Einsatzmöglichkeiten von IBM Watson. Sein Rat an die anwesenden Fachkollegen aus den Bereichen Einkauf, CRM, Logistik und Supply Chain: Führen Sie Systeme nur ein, wenn Sie meßbare Effizienzgewinne oder Kostensenkungspotentiale haben.

Herr Dr. Gustav Lebhart machte daraufhin darauf aufmerksam, dass Data-Governance die Herausforderung der Zeit ist. Nicht nur in der öffentlichen Verwaltung, sondern eben gerade auch in der Industrie müssen Modelle entwickelt werden, die Daten nicht als Abfallprodukte sondern als Grundstoff betrachten.

Mag. Rainer Steffl skizzierte vor einem die Ohren spitzenden Publikum die Fortschritte der Mondi AG im Bereich Digitalisierung.

Von der Data Governance in öffentlicher Verwaltung und Wirtschaftsunternehmen sprach Dr. Gustav Lebhart,Data Governance Koordinator der Stadt Wien.

Bevor sich die Teilnehmer in die fachspezifischen Konferenzen verteilten, wurden allerdings noch die ganz großen Fragen diskutiert. Martin Szelgrad, Chefredakteur des Report Verlages, fühlte David Hable (SAP Österreich) Dr. DI Mathias Weber (AIT) und DI Franz Rotter (voestalpine AG) auf den Zahn der Zeit. DI Rotter verwies darauf, dass für erfolgreiche Unternehmen wie die voestalpine Industrie 4.0 nicht heute beginnt sondern schon seit 20 Jahren die Weichen in Sachen Robotik und Automatisierung gestellt wurden, ansonsten wären man längst nicht mehr konkurrenzfähig. Herr Hable sah in der gegenwärtigen Transformationsphase zur vollen Vernetzung, Digitalisierung und Automatisierung die mittelständischen Unternehmen eventuell vielleicht sogar im Vorteil. Zumindest wenn das Commitment von der Geschäftsführerseite da ist. Dr. Weber verwies einerseits auf den generell guten Fortschritt der österreichischen Industrie im Bereich Digitalisierung, allerdings aber auch auf die drei großen Herausforderungen im nun anbrechenden Zeitalter: Ausbildung und Qualifizierung der Mitarbeiter, IT-Security und Standardisierung in der hypervernetzten Welt. 

DI Matthias Weber: Österreichische Unternehmen sind ganz gut vorbereitet aber machen sie jetzt auch rechtzeitig den nächsten Schritt?

Industrieunternehmen müssen sich der disruptiven Entwicklungen in Teilen des Geschäftsmodells bewusst sein, rät DI Franz Rotter CEO der voestalpine Edelstahl GmbH.

"Umsetzungsvorteile im Bereich Industrie 4.0 beim Mittelstand, wenn entsprechender Buy-In Wille von der Geschäftsführung vorhanden ist." sagt David Hable von SAP Österreich.

So wurden die über 100 Teilnehmer des Forums Industrie 2016 in ihre Fachforen entlassen. Mit einigen Sorgenfalten, aber auch mit einigem Anlass zur Zuversicht. 

Ein voller Saal beim gemeinsamen Plenum des ersten Tages des Forums Industrie.

Der Ausstellungsbereich im Foyer vor den Konferenzräumen.