Rückblick Konferenz "Reinräume"

Reinräume – strenge Regularien vs. unternehmerische Anforderungen?

Wie gestalte ich meinen Reinraum innovativer? Wo kann ich Kosten einsparen? Welche Neuerungen gewährleisten höhere Sicherheit und mehr Gesundheit für meine Angestellten?

Der Beantwortung dieser Kernfragen widmeten sich nationale und internationale Experten 2 Tage lang in angeregten Diskussionen im Schlosspark Mauerbach.
Mit DI Peter Furtner von CLS Ingenieur GmbH fand die Reinraum-Konferenz auch 2016 einen allseits anerkannten Fachmann auf dem Gebiet der Reinraum-Technik als Vorsitzenden.

Von A wie Arbeitskleidung bis Z wie Zuluft wurde die Reinraum-Thematik fachmännisch diskutiert. Die Anwesenheit von Reinraum-„Guru“ Dr. Lothar Gail als Diskutant und Referent wurde von den Anwesenden zum Anlass von tiefgreifenden wie auch weitreichenden Unterhaltungen genommen. Vertreter von Baxalta, Fresenius-Kabi, Octapharma und Takeda lieferten interessante Erfahrungsberichte aus Sicht des Reinraum-Betreibers, -Technikers, -Produzenten und auch der -ArbeiterInnen. Dabei erhielt stets die Gewährleistung der Sicherheit einen hohen Stellenwert und spiegelte sich wider in Vorträgen über z.B. die Anforderungen an Reinraum-Bekleidung als „mobile Barriere zwischen Mensch und Reinraum“.
Da im Reinraum bekanntlich auch die Reinheit eine wichtige Rolle spielt, beschäftigten sich gleich mehrere Vorträge mit verschiedenen Reinigungs- bzw. Desinfektionsmitteln und -geräten. Eher strategisch angehauchte Beiträge wechselten sich mit stark technischen Vorträgen ab und sorgten dafür, dass jeder, der wollte, zu Wort kam und seine Fragen und Anmerkungen an den Mann oder die Frau bringen konnte.

Die Begeisterung und Hingabe, mit der die ReferentInnen von ihrer tagtäglichen Arbeit berichteten („aus des Inspektors Nähkästchen geplaudert..“) und nebenbei neue Begriffe prägten („Moppologie“ – die Lehre vom Mopp), ist bemerkenswert und war im Raum deutlich spürbar.

DI Furtner, CLS Ingenieur GmbH, hatte die Leitung der Konferenz inne und überzeugte durch fachliche Kompetenz und Führungsqualitäten.

Herr Mag. Kügler von Fresenius-Kabi Austria referierte über die Anforderungen – gesetzliche sowie des Personals – an Reinraum-Kleidung und betonte in seiner Conclusio, dass die Kleidung als mobile Barriere zwischen Mensch und Produkt im Reinraum zwar den Sicherheitsvorschriften entsprechen muss, aber der jeweiligen Tätigkeit angepasst werden kann.

Herr Kronberger, Firma decontam GmbH, eröffnete seinen Vortrag über Bekleidungskonzepte im Reinraum mit der These, dass der Mensch als Quelle für 80 % der im Reinraum befindlichen Partikel verantwortlich ist. Deshalb ist Schutzbekleidung aus Reinraumgewebe wichtig, das durch Partikelrückhaltevermögen, Abriebfestigkeit, guten Tragekomfort und einfache Wiederaufbereitung überzeugt.

Herr Dipl.-Ing. (FH) Bollmann vom Textilforschungsinstitut Thüringen-Vogtland e.V. besuchte erstmals die Reinraumkonferenz in Österreich. Er gewährte Einblick in das aktuelle Projekt „photodynamisches Gewebe“, welches die Hintergründe der Verfahrenstechnologie für Reinraumgewebe mit einer permanenten photodynamischen Desinfektionswirkung beleuchtete (Gewinner des Fraunhofer Reinheitstechnik-Preis 2015).

Herr DI (FH) Korger von der Octapharma Pharmazeutika Produktions Ges.m.b.H. unterhielt das Publikum mit einem persönlichen Erfahrungsbericht mit mehr als 2 Jahren Projekterfahrung zum Thema Desinfektionsmittel-Umstellung.

Herr Toraille von der Enzler Hygiene AG unterhielt die Teilnehmer mit einem Quiz über verschiedene H2O2 Dekontaminations-Technologien. Er schlussfolgerte, dass ein neuer Begriff, Micro Condensed Hydrogen Peroxide, benutzt werden sollte, um Verkaufskonflikte zu vermeiden.

Herr Dipl-kfm. Pfennig, Pfennig Reinigungstechnik GmbH, bestach in seinem Vortrag über eine Mopp-Präparationsmethode mit Herzblut. Er prägte den Begriff „Moppologie“ als die Lehre des Mopps und betonte, dass das derzeit wichtigste Merkmal für Reinigungsgeräte (kostengünstig) dringend durch andere Merkmale, z.B. leichte Reinigung, abgelöst werden muss.

Herr Dr. Göbel, Beratherm AG, ging bei der Risikobeurteilung von chemischer Reinigung der Anlagen und Bauteilen in die Tiefe und zeigte die verschiedenen Gefahrenherde auf.

Herr Ing. Reinisch von der Offner Gebäudetechnik GmbH überzeugte die Anwesenden mit tiefgründigem Wissen über sein Lieblingsthema: Raumluft.

Die hochkarätige Runde setzte sich zusammen aus Frau Mag.a Hejkrlik, Arbeitsinspektorat Wien, Herr Dr. Gail, Mitglied der Internationalen Gesellschaft für Reinraumtechnik und Herr Mag. Pöschl, Wolf Theiss Rechtsanwälte GmbH & Co KG (v.r.n.l.). Die Dame und die Herren stellten sich den kritischen Fragen des Publikums zu den Themen Arbeitsrecht, soziale Verantwortung und rechtliche Einschränkungen.

Herr Müller von der Firma vali.sys a.k.a. "der schnelle Schweizer“ zeigte die Komplexität der Anforderungen an Monitoring-Systeme im Reinraum auf und betonte, dass nicht alle Normen und Anforderungen pauschal gelten.

Herr Gau, ELPRO, erklärte die wichtigsten Eigenschaften von Monitoringsystemen und zeigte die Methode des Temperature Mapping zur richtigen Platzierung von Sensoren.

Herr Dipl.-Ing. Hoch von der Vaisala GmbH eröffnete den 2. Tag und brachte das Thema Monitoringsysteme mithilfe des Bezugs auf GAMP 5 auf das Level der Regularien.

Frau DI Bacher bescherte den Anwesenden als AGES Vertreterin interessante Einblicke in das „Nähkästchen“ eines Inspektors und verriet worauf es wirklich ankommt und was passiert, wenn etwas passiert.

Herr Dr. Gail teilte sein wertvolles Insider-Wissen aus jahrelanger Erfahrung mit der Internationalen Gesellschaft für Reinraumtechnik. Er zeigte neben bekannten auch neue Möglichkeiten zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit im Reinraum auf und betonte die Wichtigkeit von zielorientiertem Arbeiten. Im Schlusswort hob er hervor, dass Wirtschaftlichkeit und Vorgaben-Konformität durchaus vereinbar sind.

Herr Schleicher vom Farbatelier Schleicher aus Deutschland sorgte mit seinem Plädoyer für mehr und bewussteren Farbeinsatz im Reinraum für Diskussion. Er möchte neben dem notwendigen technischen auch das ästhetische Design im Raum in den Vordergrund bringen und behauptete, so humanere Arbeitsplätze zu schaffen.

Herr Dr. Radl von der TU Graz brachte mit seinem Reinraum-spezifischen „Wetterbericht“ für die Vorhersage von Partikelausbreitung die wissenschaftliche Seite ins Spiel. Er merkte an, dass die ganzheitliche Sicht – die Zusammenarbeit von Verantwortlichen für jeweils Prozess, Reinraum und Personal – für den Erfolg des Reinraum-Betriebs essenziell ist.

Herr Dipl.-Ing. (FH) Unger von der Firma Brucha ließ die Anwesenden an einem spannenden Reinraum-Projekt in der Lebensmittelindustrie teilhaben.

Die Herren Hablesreiter (links) und Greinecker (rechts) von Takeda Austria GmbH informierten das Publikum im gekonnten Wechselspiel über die Möglichkeiten des Reinraumausbaus im Bestand aus Sicht der Produktion und Technik.

Frau DI Poppen, Baxalta, zeigte die Vorteile des flexiblen Reinraums auf und meinte, dass im Gegensatz zu Aristoteles Weisheit „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ im Reinraum-Modulbaukasten „die Summe der Teile mehr ist, als nur ein Ganzes“.

Dipl.-Betriebswirt, Ing. (FH) Reh, elva-tec, stellte Reinraum-Kreuzbandrasterdeckensysteme inklusive energieoptimierter Beleuchtung vor und brachte zur Anschauung ein paar Produktbeispiele mit.

Herr Ing. Flechl von Baxalta polarisierte die Menge mit seinem Vortrag über Lüftungssysteme: Produktsicherheit und Wohlbefinden trotz Effizienz – das geht!

Herr Dr.-Ing. Schmidt von AAF International schloss die Konferenz mit seinem Referat über hocheffiziente Aufbereitung von reiner Luft und betonte, dass die HEPA Filter nicht nur nach ihren Kosten bewertet werden sollten, sondern nach dem Einsparpotenzial.