Rückblick Konferenz "Reinräume aktuell"

Im Reinraum sprechen und atmen verboten

Ohne den Faktor Mensch funktioniert es nicht, mit aber auch nicht so recht. Der Mensch als Risikofaktor war auf der Reinraum Konferenz omnipräsent.

Der „Human Impact“ gilt leider doch als großer Part bei gescheiterten Projekten. Seien es einseitige Neigung bei Budgetfestsetzung, Planungsprozessen und Auswahlfestlegung oder das erhöhte Kontaminationsrisiko durch ihn im Reinraum.

Im Ökosystem Reinraum gilt der Mensch, also der Mitarbeiter, als Risikofaktor und stärkste Verschmutzungsquelle u.a. durch Partikel und Keime. Darum gilt es das Produkt vor dem Menschen zu schützen, aber auch gleichermaßen den Menschen vor dem Produkt bzw. vor Gesundheitsrisiken bei der Produktion. Die vorgesehenen Normen decken beide Seiten gleichermaßen ab. Werden einerseits bestimmte Normen nur aus Risikominimierung für den Menschen eingeführt, so gibt es andererseits gewisse Anforderungen, die das Personal im Reinraum erfüllen muss. Dabei haben die Reinraumbekleidung und eine Desinfektionsroutine signifikanten Einfluss auf die Reinheit.

Wie dann mit Menschen mit Beeinträchtigung in so hochsensiblen Raum arbeiten? Obvita zeigte als Schweizer Vorzeigebeispiel wie das möglich ist. Durch hohes Qualitätsbewusstsein und ihre Motivation leisten die Beschäftigten speziell in der Qualitätssicherung wertvolle Arbeit.

Trotzdem wird der Wunsch das Personal vom Produkt zu trennen laut und so werden z.B. Isolatorsysteme immer mehr zum Trend.

Dieses und weitere hochbrisante Themen erläuterten Experten aus der praktischen Anwendung und der technischen Umsetzung anhand von Erfahrungsberichten und bereits möglichen Lösungsansätzen.

Vorsitzender DI Peter Furtner, Geschäftsführer von CLS Ingenieur GmbH, klärte in seinem Vortrag, dass man noch auf Aktualisierungen warten müsse und führte danach gekonnt durch die Fachkonferenz.

Ing. Harald Flechl, Shire räumte mit Reinraummythen auf und erklärte warum es sinnvoll ist interne SOPs zu hinterfragen.

Wie man konstante Raumdruckregelung smart gestaltet stellte Referent Michael Schulze Greiving (rechts) von Trox vor.

Michael Müller, vali.sys: „Anforderungen sollten so wenig wie möglich und so viel wie nötig durchgesetzt werden.“ Er stellte klar das copy and paste nicht die richtige Lösung ist diese aufzusetzen.

Als internationaler Experte stellte Séamus Halpenny von Novo Nordisk den „Human impact“ im Projektmanagement in den Fokus. „Bias is ever present! […] Human impact is big part of failing projects.“

Ing. Wolfgang Baumgartner (links) von Condair sprach über Raumkonditionen für Produkt und Mensch und über die praktische Anwendung der Luftbefeuchtung.

Dr. Christian Wippo, Schülke & Mayr GmbH, über die richte Wahl der Desinfektionsmitteln im hoch sensiblen Umfeld.

Markus Ettel, obvita Produktion, stellte eine besondere Arbeitsgestaltung vor, bei der Menschen mit Beeinträchtigungen im hochsensiblen Raum arbeiten.

Das Ökosystem Reinraum inkl. einer Nachverfolgung der Partikelzerstreuung, stellte Mag. Dr. Stefan Liebminger von roombiotic in den Fokus.

DI Andreas Spieslehner, Sandoz – EBEWE Pharma, beleuchtete Möglichkeiten des Reinraumdesigns u.a. Personal-, Material- und Abfallfluss. Zu den Dimensionen meinte er „Personalschleusen können nie groß genug sein!“

Einen Einblick in die qualitativen Anforderungen einer Blutbank und die Teamarbeit für eine GMP Zulassung gab Univ.-Prof. Dr. Peter Schlenke, LKH Univ. Klinikum Graz.

Energiesparend trotz risikofreier Filtration? Dr. Ing. Marc Schmidt (Mitte) von AAF International stellte die neue Lösung ePTFE Membrane gegenüber herkömmlichen Glasfasern dar.

Architekt DI Manfred Jöbstl, architec ZT diskutierte die Konfliktpotentiale von Reinraumanforderungen und Arbeitsstätten- sowie Baurecht.

Amir Ibrahimagic (rechts) von der Konvekta AG stellte Lösungen der Wärmerückgewinnung zur Eindämmung der Energie als großer Kostentreiber dar.

Eine neue Norm im Luftfilterbereich und dafür passende Luftfiltration stellte Ing. Sascha Deifel, Camfil vor. „Die neue Norm gibt es eigentlich wegen Gesundheitsrisiken für den Mensch“.

Lisa Schlegel, ZL Deutscher Apotheker, zum Thema Keimquelle Mensch und wie wichtig die Akzeptanz der Hygieneprogramme durch das Personals ist, um Reinheit zu gewährleisten.

Andreas Habelsreiter, Takeda Austria, sprach über die Schwierigkeit neue Technologien in bestehende Prozesse zu implementieren. „Im Neubau führt wahrscheinlich nichts an Single use Ansätzen vorbei!“

Einen interessanten branchenfremden Einblick gewährte Hans-Dieter Preiml von Infineon Technologies. Hier wird bereits das Thema Industrie 4.0 im Reinraum weiterentwickelt.