Forum Spital: Update Onkologie

Revolutionäre Onkologie: die neuesten Erkenntnisse aus Diagnostik, Therapie und Finanzierung – von allen Seiten beleuchtet!

Die hochkarätige Expertenrunde aus ReferentInnen und TeilnehmerInnen widmete sich 2 Tage lang in intensivem Dialog diesen Themen.

Mit Frau Tschachler, Chefredakteurin der ÖKZ, als Vorsitzende des ersten Tages, hatten die Anwesenden eine sehr interessierte und kritisch hinterfragende Moderatorin. Die besprochenen Themen waren breitgefächert und dennoch tiefgreifend. Den Anfang machte ein Best-Practice Beispiel aus Niederösterreich über einheitliche Krebsdokumentation, präsentiert von Frau Mag.a Büchse, an das Frau Dr.in Hackl von STATISTIK AUSTRIA nahtlos anknüpfte und eine epidemiologische Betrachtung der Krebserkrankungen in Österreich lieferte.
Die Neuerkenntnisse in der Krebsdiagnostik waren das nächste große Oberthema. Herr Univ.-Prof. DDr. Müllauer von der Meduni Wien führte im Detail in das Thema der molekularpathologischen Diagnostik ein, welches von Frau Mondarell von der Molecular Health GmbH aufgegriffen wurde, in dem sie über evidenzbasierte molekulare Dateninterpretation in der personalisierten Tumortherapie sprach. Peter Ulz, seines Zeichens Bioinformatiker an der Meduni Graz, erklärte die Möglichkeiten, die zirkulierende Tumor DNA (ctDNA) bietet. Im Anschluss führte Frau Schmidt von IMS Health in eine Studie über Therapietreue und Persistenz von Brustkrebspatientinnen ein und überraschte mit den Erkenntnissen und Folgemaßnahmen.
Den Abschluss des ersten Tages bildete das große und immer mitschwingende Thema „Präzisionsmedizin“, dem sich ein ganzes Zentrum in Heidelberg im Sinne eines „Personalisierten Onkologie Programms“ widmet. Der Abteilungsleiter, Herr Prof. Dr. Glimm, erzählte von den lessons learned und Aspekten ihrer täglichen Arbeit. Frau Dr. Mock berichtete zum Abschluss des Tages vom aktuellen Stand und den Zukunftsperspektiven des MedAustron Zentrums in Wiener Neustadt.

Am zweiten Tag beehrte uns Prim. Ao. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hilbe, Vorstand der 1. Med. Abteilung im Wilhelminenspitals und Editor-in-chief des Magazine of European Medical Oncology, als Vorsitzender und Vortragender.
Der Vormittag stand ganz im Zeichen der Immun-Onkologie. Dr. Hilbe eröffnete mit einem Überblick über den wissenschaftlichen Fortschritt und die Historie der Immun-Onkologie. Frau Univ.-Prof. Dr.in Greinix von der Meduni Graz schloss sich mit einem spannenden Referat über T-Zell Engineering und einem Blick in die Zukunft an. Das Thema von einer anderen Seite zu betrachten, nämlich von der der forschenden Pharmaindustrie, war für alle Anwesenden interessant und brachte einige Fragen an Herrn Mraz von Novartis Pharma mit sich.
Der Wichtigkeit und Entwicklungen in der onkologischen Rehabilitation sowie der Bedeutung der Belastung von Krebs volkswirtschaftlich und sozial betrachtet widmeten sich Prim. Dr. Geissler vom Humanomend Zentrum Althofen und Prim. Dr. Hassler vom Heilbad Sauerbrunn.
Univ.-Prof. Dr. Holzner vom LKH Innsbruck erklärte im Detail den interessierten ZuhörerInnen von „seinem Baby“, der Patient-reported-outcome Erhebung und die Möglichkeiten, die diese bietet.
Nach dem Mittagessen gab es einen Schwerpunktwechsel hin zur Ökonomie der Onkologie mit dem Vorsitzenden Dr. Starz von der KAGes. Frau Dr.in Wild vom Ludwig Boltzmann Institut erklärte das von ihr und ihrem Team ins Leben gerufene Frühwarnungssystem zur Bewertung von Studien „Horizon Scanning“. Mag.a Habimana von der GÖG stellte sich der Herausforderung über die zukünftige Finanzierung unseres Gesundheitssystems zu sprechen und auch den darauffolgenden Fragen. Dr. Starz schloss das Thema mit seinem Referat über die Budgetierungsfragen und -entscheidungen im Krankenhaus.
Den Kreis hin zur tiefgreifenden Onkologie schloss Herr Dr. Thurnher von der Meduni Graz sehr erfolgreich mit seinem anregenden und abschreckenden Exkurs in die Welten des HPV-Virus.

Insgesamt wurden die ReferentInnen allseits für ihre Vorträge gelobt und als sehr interessant empfunden. Eine gelungene Konferenz!

Frau Mag.a Büchse von der NÖ Landeskliniken Holding über den Aufbau, das Roll-out und mögliche Grenzen der einheitlichen Krebsdokumentation in Niederösterreich.

Frau Dr. Hackl von STATISTIK AUSTRIA Bundesanstalt Statistik Österreich über den starken Trend in die elektronische Datenübernahme und den Rückgang der Krebs-Mortalität bei beiden Geschlechtern. Prognostiziert bei Forschungs- und Behandlungsstillstand ist eine Verdopplung von Neuerkrankungen (bes. Lungenkrebs) in den nächsten 20 Jahren geschlechterübergreifend.

Ao. Univ.-Prof. DDr. Leonhard Müllauer von der Meduni Wien über die molekularpathologische Diagnostik, den Möglichkeiten für eine personalisierte Tumortherapie sowie Methoden der molekularen Pathologie.

Prim. Ao. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hilbe, Vorstand 1. Medizinische Abteilung Wilhelminenspital der Stadt Wien, Editor-in-Chief, Magazine of European Medical Oncology begeisterte mit seinem Vorsitz am Vormittag des 2. Tages und seiner erheblichen Expertise.

Univ.-Prof. Dr.in Hildegard Greinix, Leiterin der Klinischen Abteilung für Hämatologie der Medizinischen Universität Graz teilte ihre Begeisterung über T-Zell Engineering.

Herr Mraz, Therapeutic Area Head Oncology bei Novartis Pharma GmbH, hat den Fokus auf einen nicht unbeträchtlich wichtigen Partner in der Onkologie gelenkt: die forschende Pharmaindustrie. 

Prim. Univ.-Prof. Dr. Dietmar Geissler, Leiter der Onkologischen Rehabilitation im Humanomed Zentrum Althofen betonte, dass der Rückgang der Krebssterblichkeit zu einem Anstieg an Patienten mit starker sozio-ökonomischer Beeinträchtigung bedeutet. Deshalb erklärte er den Anwesenden die allumfassenden Aspekte, die eine onkologische Rehabilitation mit sich bringt.

Prim. Dr. Marco Hassler, Ärztlicher Leiter der onkologischen Rehabilitation im Heilbad Sauerbrunn, schloss sich an und berichtete über Studien, die zeigen, dass die Reha Effekte 5–6 Monate anhalten, weil die Patienten weitertrainieren und dann aber abnehmen, wegen einem Mangel an unterstützenden Gruppen.

Univ.-Prof. Dr. Bernhard Holzner, Leitender Oberpsychologe am Department für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinik für Biologische Psychiatrie am A.ö. Landeskrankenhaus Innsbruck, führte die Anwesenden in sein „Baby“ ein, das er mit Herzblut errichtet hat und kontinuierlich verbessert: die Patient-Reported Outcome Erhebung in der Onkologie, die zwar großteils standardisiert schon durchgeführt wird, aber nicht das Potenzial ausführt, das sein System bietet.

Vorsitzender des Nachmittags: Dr. Edgar Starz, Leiter Einkauf bei der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes), verlieh den Anwesenden einen Einblick über die Budgetierung im Krankenhaus und welche Stellen dabei zu berücksichtigen sind.

Priv.-Doz. Dr. phil. Claudia Wild, Institutsleiterin am Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment, erklärte ihr Projekt „Horizon Scanning“, das zu evidenzbasierten, frühzeitigen Entscheidungen führen soll und betonte, dass 53% der vorhandenen Onkologika auf 5% der Patienten verteilt werden.

Mag.a Habimana, Gesundheitsökonomin bei der Gesundheit Österreich GmbH, zeigte, dass sich die Struktur der Erwerbstätigen und damit der Beitragszahler auf mehr Frauen, mehr Migranten und eine allgemein alternde Bevölkerung stützt.

Nach dem Ausflug in die Ökonomie führte uns Herr Univ.-Prof. Dr. Dietmar Thurnher, Facharzt HNO an der Medizinischen Universität Graz, wieder zurück in die Tiefen der Onkologie mit einem anregenden Exkurs in die Welt der HPV-Viren.