Rückblick "Forum Pflege"

Die modernen Wege der Pflege: Stehen wir vor einem Paradigmenwechsel?


Die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen und die fehlende berufspolitische Identität

Auch dieses Jahr kamen wieder interessierte und engagierte Pflegefachkräfte zusammen, um über die Zukunft des Pflegeberufes zu diskutieren. Nach einem innovativen und spannenden Vormittag im gemeinsamen Plenum starteten die hoch motivierten Teilnehmer und Teilnehmerinnen in die Fachkonferenz. Die eineinhalb intensiven und mit hochkarätigen Vorträgen gespickten Tage, moderiert vom Vorsitzenden Prof. (FH) Dipl. Pflegewirt (FH) Joachim Schulze, begannen mit einer Keynote der Präsidentin des ÖGKV, Frau Ursula Frohner. Schon hier wurde deutlich: Die Pflege ist mit Abstand die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen, doch die fehlende Awareness für die Wichtigkeit dieser Sparte ist eklatant.

Im Fokus stand dieses Jahr somit einmal mehr die Frage: Wie verschafft sich die Pflege mehr Gehör und wie erreicht sie endlich die so dringend gebrauchte politische Identität?

Alle waren sich einig: Vieles ist in Bewegung, doch braucht es politische Entscheidungen.

Sabine Wolf, MBA (Akad. Pflegemanagerin, Direktorin des Pflegedienstes, Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien), Mag. Roland Nagel, MBA, DGKP (Fachliche Leitung Pflege und Betreuung, Hilfswerk Österreich) und Dr. Christoph Zulehner diskutierten unter der Moderation von Prof. (FH) Dipl. Pflegewirt (FH) Joachim Schulze (Professor Department Gesundheitswissenschaften, IMC Fachhochschule Krems) zum spannenden Thema: Die Pflege zwischen Vision und Wirklichkeit – Wo geht es hin?

Ursula Frohner (Präsidentin des österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes BMGF) gab in ihrem Beitrag einen Einblick in die aktuelle Situation der Pflege

Prof. (FH) Dipl. Pflegewirt (FH) Joachim Schulze (Professor Department Gesundheitswissenschaften, IMC Fachhochschule Krems) moderierte die Fachkonferenz

Dr. Christoph Zulehner sprach über Skill and Will statt Grade and Skill 


Wie könnten Kompetenzen neu verteilt werden und was könnte die Pflege leisten? Wieviel Verantwortung kann das Pflegepersonal tragen und wo sind die Grenzen? Was steht aktuell in der GuKG Novelle und wie sieht die Wirklichkeit aus? Experten aus Wissenschaft und Praxis gaben anhand von Projekten und deren Umsetzung einen Einblick, welche Ansätze es gibt, die Pflege sichtbarer und das Gesundheitssystem wieder patientennäher zu gestalten und machten einmal mehr Mut, neue Wege zu bestreiten. Angefangen von der Entwicklung von evidenzbasierten Leitlinien über das Potenzial diplomierter Pflegekräfte in der Primärversorgung bis hin zur verstärkten und verbesserten Zusammenarbeit in multifunktionalen Teams gibt es viele Ansätze. Doch wie sind diese umsetzbar in Zeiten eines immer deutlicher werdenden Fachkräftemangels? In seinem Vortrag machte Herr Dr. Zulehner deutlich: Wir brauchen mehr Will statt nur Grades und Skills! Er sprach vom Leben auf der Wissensscholle und machte deutlich, dass es immer mehr in Richtung Spezialisierung geht, denn das Allroundertum steht sprichwörtlich auf dünnem Eis. Immer wichtiger wird die Vernetzung in Teams.

Ein Praxisbeispiel aus der Steiermark für die Arbeit in multiprofessionellen Teams im Bereich der Langzeitpflege gab Herr Prim. Dr. Schippinger (Geriatrische Gesundheitszentren der Stadt Graz), der über das erfolgreich laufende Projekt GEKO berichtete.

Auch die neuesten technischen Entwicklungen kamen nicht zu kurz. Durch Vorträge von Herrn Erwin Burth (Futur Shape GmbH) zum Thema Assistenzsysteme und deren Anwendung in der Pflege und Herrn Herwig Loidl (Care Center Software) zum Thema Digitalisierung und optimierte Prozesstools für das Pflegepersonal bekamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Einblick, was heute schon möglich ist.

Erwin Burth (Futur Shape GmbH)

Herwig Loidl (Care Center Software)

Birgit Meinhard-Schiebel (Präsidentin des Interessensverbandes pflegender Angehöriger) gab einen spannenden Einblick in ihre Erfahrungen auf dem Gebiet der Demenzpflege und machte deutlich, wie wichtig und sensibel das Thema pflegende Angehörige ist

Sektionschef Mag. Manfred Pallinger (Leiter der Sektion IV – Pflegevorsorge, Behinderten-, Versorgungs- und Sozialhilfeangelegenheiten, Bundesministerium für Arbeit, Soziales Gesundheit und Konsumentenschutz) hielt eine spannende Keynote zur Situation der Langzeitpflege

Leonie Holzweber, MPH, BScN (Gesundheit Österreich GmbH) und Mag.a Dr.in Ingrid Wilbacher PhD (Evidenzbasierte wirtschaftliche Gesundheitsversorgung, Stellvertretende Abteilungsleiterin, Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger)

Nach 2 intensiven Konferenztagen und vielen neuen Anstößen kamen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen zu dem Fazit: Die Pflege muss sich trauen! Mutig an der Selbstdarstellung arbeiten und sich trauen neue Wege zu gehen. Das Motto muss sein: YES I WILL.