Rückblick Forum Verkehr 2014


Von 12. – 13. März 2014 lud IIR Österreich zum Forum Verkehr, dem Branchenevent zu aktuellen nationalen und internationalen verkehrspolitischen Entwicklungen. Über 130 Teilnehmer informierten sich über Neuerungen und Trends in den Bereichen TSI, PSO und Schienengüterverkehr und diskutierten mit hochrangigen Vertretern u.a. der EU und der ERA, des Bundesministeriums sowie zentraler Interessensvertretungen.

Für viele Fragen und Diskussion sorgten die Ausführungen zum Entwurf des 4. Eisenbahnpakets von EU-Kommissionsvertreter Dr. Gerhard Troche der DG Move. Insbesondere die Vereinheitlichung der Vielzahl an nationalen Regelungen im technischen Bereich, wie etwa bei der Fahrzeugzulassung, stellte die verantwortlichen Stellen zweifellos vor große Herausforderungen. Für das Projekt eines einheitlichen Europäischen Eisenbahnraums werde dies aber zur grundsätzlichen Überlebensfrage.

Anschließend erörterte MR Mag. Klaus Gstettenbauer mögliche Auswirkungen des 4. Eisenbahnpakets auf Österreich und betonte die Notwendigkeit enger Zusammenarbeit zwischen den Behörden. Durch die vorgesehene verstärkte Kontrolltätigkeit sollte es jedoch entgegen allgemeiner Befürchtungen zu keiner „Entmündigung nationaler Behörden“ kommen.

Für Diskussionsstoff in der Plenumsrunde u.a. mit Ing. Ronald Chodász, Dr. Helmut Adelsberger, Gerhard Eibinger und DI Laurenz Neumann sorgten auch der Vortrag von Gewerkschafter Dr. Heinz Högelsberger und die vergleichende Studie von Universitätsprofessor Dr. Sebastian Kummer rund um internationale Erfahrungen von Ausschreibungen. Weitere „heiße Themen“ waren wie erwartet die voranschreitende Trennung von Betrieb und Infrastruktur und Konsequenzen von „Open Access“.

EU-Kommissionsvertreter Dr. Gerhard Troche zum Entwurf des 4. Eisenbahnpakets

Blick ins Plenum

Viele offene Fragen – Im Bild: Ing. Ronald Chodász, Verband der Bahnindustrie

Univ.-Prof. Dr. Sebastian Kummer präsentierte Erfahrungen mit Ausschreibungen im europäischen SPNV

Dipl.-Ing. Dr. Michael Walter von der ÖBB Infrastruktur AG führte durch den Tag

Verkehrsexperte DI Otfried Knoll lenkte die Aufmerksamkeit der Diskussionsrunde auf den erwarteten Kundennutzen

TSI & Schienengüterverkehr

Der gemeinsame Nachmittag der Fachkonferenzen TSI und Schienengüterverkehr stand ganz im Zeichen der Sicherheit und Interoperabilität im grenzüberschreitenden Schienenverkehr. Zu der sukzessiven Umstellung auf ein einheitliches Zugsicherheitssystem und ETCS Aufrüstung sprachen ERA-Experte Hans Bierlein und DI Gerhard List von der Arsenal Railway Certification GmbH. Zu weiteren Vorhaben der TSI Noise und Lärmschutz im Schienengüterverkehr betonte Alfred Pitnik, Head of International Affairs der Rail Cargo Austria AG, die Notwendigkeit zusätzlicher Investitionen um mit progressiveren Vorgaben wie z.B. der Schweiz zukünftig mithalten zu können.

ERA-Experte Hans Bierlein über unterschiedliche ETCS Varianten

Reger Austausch in den Pausen

Alfred Pitnik unterstrich die Notwendigkeit zusätzlicher Investitionen zugunsten von Lärmschutz im Güterverkehr

Der zweite Konferenztag der Fachkonferenz TSI Update lieferte den aktuellen Stand zu den Neuerungen der einzelnen TSI und deren Anwendung in Großprojekten. Herr Prof. Konrad Bergmeister präsentierte die Meilensteine des Brennerbasistunnelbau sowie die Anwendung der TSI SRT. Auch die marktrelevanten Neuerungen im Bahn und Schienenbereich wurden vorgestellt und diskutiert.

Mit Blick auf den Güterverkehr beschäftigten Rückverlagerungstendenzen auf die Straße entgegen politischer Willenserklärungen der EU auch am zweiten Konferenztag die Teilnehmer. Für Diskussionen sorgten darüber hinaus auch die ungewisse Ausgestaltung der zukünftigen Anschlussbahnförderung sowie Prüfpflichten bei der Anschlussbahn, u.a. auch hinsichtlich Zuständigkeiten und Vorgaben der ÖBB. Inwiefern der neue Entwurf der EU-Richtlinie zu Maßen und Gewichten von Straßenfahrzeugen die Verkehrsverlagerung gefährde, erläuterte der Generaldirektor der UIRR Martin Burkhardt. Offen blieb, ob eine Entscheidung des EU-Parlaments bis Ende April zustande komme oder der Entwurf nach den Wahlen neu aufgearbeitet werden müsse. Dass die Schiene nicht zuletzt auch eine wichtige Rolle für einen nachhaltigen städtischen Güterverkehr spielen könne, zeigte abschließend Mag. Jürgen Schrampf bei seiner Präsentation von Best Practice Projekten im Bereich Smart Urban Logistics.

Martin Burkhardt, internationaler Experte für kombinierten Verkehr, über mögliche Änderungen der EU-Richtlinie 96/53

Dr. Helmut Wittmann von den Steiermärkischen Landesbahnen diskutierte die Herausforderungen einer längerfristigen Harmonisierung aller Landverkehre

Der Vorsitzende Dr. Herbert Peherstorfer

PSO Umsetzung

Die Auswirkungen des 4. Eisenbahnpakets auf die VO 1370/2007 sind durch einen möglichen Wegfall von Direktvergaben höchst brisant. In der Fachkonferenz PSO Umsetzung standen dementsprechend die Themen Vergabe, „Open Access“ und Incumbents vs. Newcomer im Mittelpunkt der Diskussionen.

Am ersten Konferenznachmittag stellte Dr. Georg Zellhofer, Rechtsanwalt bei Schramm-Öhler, die wichtigsten Punkte zur PSO Novelle vor und ging rückblickend auf die Besonderheiten des Rechtsfalls Flachgau-Nordost ein. Die anschließende Diskussion mit Auftraggeber und –nehmer konzentrierte sich auf das Zusammenspiel von Infrastruktur, Leistung und Betrieb.

Am zweiten Tag gaben vor allem Vertreter aus der Praxis Einblicke in aktuelle Herausforderungen: Dkfm. Alexander Freitag aus München präsentierte im Überblick die Arbeit an insgesamt 129 Vergabeverfahren des MVV. Mit der funktionalen Leistungsbeschreibung stellte Frau Mag. Gudrun Kartnig aus Kärnten einen „anderen“ Weg der Vergabe vor. Vor allem der Beitrag des Geschäftsführers der WESTbahn, Dr. Erich Forster, lieferte als Privatunternehmer, der von „Open Access“ profitiert, einen sehr aktuellen Blickwinkel auf Ausschreibungsverfahren und einen anderen Blickwinkel in die Diskussion ein.

Prok. Gerhard Eibinger (Schig) spricht über Leistungsbestellung im Schienenpersonenverkehr

Der Vorsitzende Prof. Dr. Josef Aicher (Universität Wien)

Dkfm. Alexander Freitag (MVV) erklärt energisch die Do’s und Dont’s der Vergabe

Ein Blick auf die Teilnehmer der Fachkonferenz PSO Umsetzung

MMag. (FH) Gudrun Kartnig (VKG) über die funktionale Leistungsbeschreibung in Kärnten

Dr. Erich Forster (WESTbahn) präsentiert die Vorzüge des „Open Access“ für Newcomer

Die Fotos zum Rückblick in Druckqualität finden Sie im Download Bereich.