Rückblick Jahresforum „Die Gesamtbanksteuerung“

14. bis 15. November 2018, Hilton Vienna Plaza, Wien

„Der Druck ist im Kessel“

Zwei Tage über Regulierungsdruck, Wettbewerb, digitaler Transformation & Real-Time-Bestrebungen

Bereits zum 12. Mal fand das Jahresforum „Die Gesamtbanksteuerung“ 2018 im Hilton Vienna Plaza statt. In gewohnter Qualität traf sich die Branche zum Austausch und nahm zwei Tage lang die aktuellen Herausforderungen der Gesamtbanksteuerung unter die Lupe.

Gestartet wurde mit einer ökonomischen Standortbestimmung sowie einem Ausblick für die nächsten Jahre von Dipl.Vw Uta Pock, lic.oec.int (Volksbank Wien AG).

Sie hielt fest, dass es im Moment eine extrem lange Liste an politisch bedingten Risiken, vom Brexit über Iransanktionen bis hin zum Handelskonflikt, gibt. Sie prophezeite, dass das Wachstum im nächsten Jahr etwas abschwächen, aber es bereits 2020 schon wieder besser werden wird.

Im Anschluss wurde in die tiefe Welt der Regularien eingetaucht. DI Johannes Poglitsch (Erste Group Bank AG) sprach über das Zinsänderungsrisiko im Fokus der Aufsichtsbehörden und lieferte einen Überblick bzw. Vergleich zwischen der alten und neuen EBA Guideline. 

Als fundamentalen Einschnitt bezeichnete der Vorsitzende Prof. Dr. Stefan Zeranski (Brunswick European Law School, Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften) das MREL/TLAC Konzept und leitete damit den Beitrag von Dr. Christian Schiele (Finanzmarktaufsicht FMA) ein.

Dieser sprach über die Auswirkungen des MREL/TLAC Konzepts auf die Gesamtbanksteuerung und gab einen Einblick in das neue Abwicklungsregime. Die möglichen Auswirkungen auf die bestehenden regulatorischen Anforderungen, wie SREP, IFRS 9, Fit & Proper etc. sind unzählig und somit bezeichnete Prof. Dr. Zeranski das MREL/TLAC Konzept auch als Game Changer.

DI Johannes Poglitsch (Erste Group Bank AG) 

Prof. Dr. Stefan Zeranski (Brunswick European Law School, Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften)

Dr. Christian Schiele (Finanzmarktaufsicht FMA)

Wie es mit der Finalisierung von Basel IV, CRR II und CRD V aussieht, darüber berichtete Mag. Tadeh Amirian (BAWAG P.S.K. AG) und schaffte es einen kompakten Einblick in den Umsetzungsfahrplan bis 2022 zu geben.

Der Nachmittag des ersten Konferenztages widmete sich dann den Themen Digitalisierung & Automatisierung, Instant Payments, Bank Analytics, der Sicherheit von Informations- und Kommunikationstechnologien sowie den Herausforderungen und Chancen von BCBS 239.

 

Auch am zweiten Konferenztag wurde wiederum intensiv auf die regulatorischen Herausforderungen eingegangen. Gestartet wurde mit Mag. Stefan Millinger (Bankhaus Carl-Spängler & Co. Aktiengesellschaft) mit einem Beitrag zu den Neuerungen in den Risikotragfähigkeitskonzepten. Über den Umsetzungsstand in Österreich konnte noch nicht allzu viel gesagt werden, da noch einiges offen ist.

 

 

Ein Update über die aktuellen Entwicklungen in der makroprudenziellen Aufsicht lieferte Mag. Roland Salomon, BA (Finanzmarktaufsicht FMA). Er betonte, dass die systemischen Risiken der Immobilienfinanzierung sich zurzeit in Grenzen halten und die Kreditqualität im Moment zufriedenstellend ist. Allerdings merkte er auch in seinen Ausführungen an, dass man sich nicht auf diesem Status ausruhen und riskante Neukreditvergaben tunlichst vermieden werden sollten.

Die FMSG hat nämlich eine Lockerung in der Kreditvergabe beobachtet und daraufhin die nachhaltige Wohnimmobilienkreditvergabe nochmals definiert und kommuniziert, denn werden die Kreditvergabestandards zu sehr aufgeweicht, dann drohen die NPLs der Zukunft. 

Einen Einblick in die sieben übergreifenden ICAAP/ILAAP-Grundsätze gaben Mag. Alexander Schiller & Dipl.-Kfm. Michael Fischer (KPMG Austria) und betonten, dass relativ viele Neuerungen auf die Banken zukommen und diese aufgerufen sind, diese Neuerungen ernst zu nehmen.

Dr. Alexander Veverka (Finanzmarktaufsicht FMA) sprach über die aktuellen thematischen Aufsichtsschwerpunkte und hielt fest, dass der Grundtenor „Prävention“ lautet. Es gilt auf die Qualität der Kreditvergaberichtlinien und des Kreditvergabeprozesses zu achten, da sonst die Krisen von morgen entstehen.

Nach der gemeinsamen Mittagspause, welche intensiv zum Austausch und Networking genutzt wurde, ging Mag. Harald Podoschek (Einlagensicherung der Banken und Bankiers GmbH / Einlagensicherung AUSTRIA GesmbH) auf die Grundsätze des neuen Einlagensicherungsgesetzes (ESAEG) ein, verglich die alte mit der neuen Gesetzeslage und zeigte die finanziellen Auswirkungen auf die Gesamtbanksteuerung auf.

Der Board Member des European Forum of Deposit Insurers (EFDI) hielt fest, dass seiner Meinung nach, die politische Entscheidung „pro EDIS“ bereits gefallen sei, der Zeitpunkt für die Umsetzung aber noch völlig offen ist.

Im Anschluss lieferte Heiner Klein (Ernst & Young Management Consulting GmbH) eine Auswahl an aufsichtsrechtlichen Implikationen bzgl. IFRS 9 und sagte den TeilnehmerInnen worauf sie achten müssen. Er hielt fest, dass die aufsichtliche Agenda hinsichtlich IFRS 9 zahlreiche Schnittstellen erwarten lässt, die (weiterhin) durch Kreditinstitute ebenfalls mit betrachtet werden müssen.

Mag. Georg Puntus, LLM (Finanzmarktaufsicht FMA) schloss den 2. Konferenztag mit seinem Beitrag zu den neuen Entwicklungen im Bereich Fit&Proper und interne Governance und betonte die wesentlichen Änderungen der beiden Guidelines. Die TeilnehmerInnen nutzten die Gelegenheit ihre Fragen zu stellen, wobei die große Quizfrage lautete: Was muss ich wirklich wissen?

Abschließend hielt Prof. Dr. Zeranski fest, dass die vielen Regularien nicht ausgeklammert werden können, aber auch immer unter dem Gesichtspunkt der Proportionalität betrachtet werden müssen.

Heiner Klein (Ernst & Young Management Consulting GmbH) 

Mag. Georg Puntus, LLM (Finanzmarktaufsicht FMA) 

Prof. Dr. Stefan Zeranski (Brunswick European Law School, Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften) 

Banken befinden sich also mitten in einem riesigem Transformationsprozess sowohl in regulatorischer als auch in digitaler Hinsicht. Eine enorme Herausforderung der regulatorischen Flut auch in Zeiten von Real-Time gerecht zu werden.

Das spannungsgeladene Feld der Transformation erfordert einen intensiveren Austausch und somit war man sich einig, dass Fachkonferenzen wie das Jahresforum in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen werden.

Bildgalerie 12. Jahresforum Gesamtbanksteuerung

Dir. Mag. Franz Traunmüller (Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG) sprach über die regulatorischen Vorgaben bzgl. Innertagesliquiditätsrisiko und ging auf das Thema Instant Payments ein.

Mag. Georg Köldorfer (Raiffeisen Bank International AG) nahm die TeilnehmerInnen mit in die Welt der Bank Analytics und Artificial Intelligence und zeigte auf, was bereits schon möglich ist. Er schloss seinen Vortrag mit den Worten: „In god we trust, all others must bring data“, von W. Edwards Deming.

Dr. Alexander Veverka (Finanzmarktaufsicht FMA): „Cyber-Security ist ganz großes Thema auf allen Ebenen und wird auch zunehmend an Bedeutung gewinnen!“

Mag. Belinda Steger (Finanzmarktaufsicht FMA) referierte über den Leitfaden zur Sicherheit von Informations- und Kommunikationstechnologie an welchem sie selbst mitgearbeitet hat und der die Erwartungshaltungen der FMA betreffend IKT-Sicherheit in Kreditinstituten zusammenfasst.

Sie empfahl den TeilnehmerInnen einen Informationssicherheitsbeauftragten im Unternehmen zu benennen, um den immer größer werdenden IT-Risiken gerecht zu werden.

 

Wie der Datenfluss und die Datenqualität mit Automatisierungsmaßnahmen optimiert werden kann zeigte Dr. Ludwig Merker (Austrian Anadi Bank AG) in seinem Erfahrungsbericht über Bankautomatisierung auf.

Folgende Lessons Learned hielt er fest: Höhere Datenqualität, geringeres Fraud-Risiko, bessere Anpassbarkeit, kürzere Durchlaufzeit und last but not least zufriedenere Kunden. 

 

 

Ing. Thomas Buchberger sprach über die Herausforderungen und Chancen von BCBS 239 und welche Maßnahmen gesetzt werden müssen, damit BCBS 239 eingehalten werden kann.

„Wo beginne ich mit der Automatisierung?“, das ist die zentrale Frage hielt Ing. Thomas Buchberger (Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien AG) in seinem Beitrag fest und unterstrich, dass die ehemalige IT-Vision nun real wird.

 


 

Schiller & Fischer (KPMG) Was bedeuten die neuen ICAPP/ILAAP Anforderungen für das Institut?

„Die Szenarien sollten schwer sein, aber plausibel!“, gaben Mag. Alexander Schiller und Dipl.Kfm. Michael Fischer (KPMG Austria) den TeilnehmerInnen des Jahresforum mit auf den Weg. 

 

 

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