Rückblick „Im Kampf gegen nosokomiale Infektionen“

15. – 16. März 2016 | Schlosspark Mauerbach, Mauerbach bei Wien

Krankenhausinfektion – Antibiotikaresistenz – Hygienemaßnahmen. Unter diesen Schlagwörtern stand die IIR Fachkonferenz „Im Kampf gegen nosokomiale Infektionen“, die heuer erstmals gemeinsam mit dem Forum Pharma im Schlosspark Mauerbach stattfand.

Beim gemeinsamen Eröffnungsplenum zeigte Herr Mag. Dr. Liebminger von roombiotic GmbH, innovative Strategien zur Keimkontrolle in Innenräumen auf und gab spannende Einblicke in das „Ökosystem Reinraum“. In der darauf folgenden Diskussion zum Thema Arzneimittelinnovationen stand die Frage „Was brauchen Patienten tatsächlich?“ im Mittelpunkt. Bei der Beantwortung dieser Frage kamen die Diskutanten zu teils unterschiedlichen Schlüssen. Frau Dr. Wechsler-Fördös von der Krankenanstalt Rudolfstiftung plädierte für einen zielgerichteten Einsatz von Antiinfektiva. Ihrer Meinung schloss sich Herr Prim. Priv. Doz. Dr. Leeb vom LK Stockerau an und forderte individualisierte Therapien für nachhaltige Behandlungen. Gesundheitsökonom Dr. Pichlbauer jedoch war kontroverser Meinung und argumentiert, dass Krankenhausaufenthalte grundsätzlich vermieden werden sollten, um die Patientensicherheit zu gewährleisten. Ein wissenschaftlicher Ansatz wurde von Frau Dr. Bodnar vom gemeinsamen Bundesausschuss Deutschland gewählt und stellte die evidenzbasierte Medizin in den Fokus.

Mag. Dr. Stefan Liebminger, roombiotic GmbH: 92% unserer Zeit verbringen wir in Räumen.

Plenumsdiskussion über die Arzneimittelinnovationen: Elisabeth Tschachler, ÖKZ; OA Dr. Agnes Wechsler-Fördös, Krankenanstalten Rudolfstiftung; Prim. Priv. Doz. Dr. Burkhard Leeb, LK Stockerau; Dr. Mandy Bodnar, Gemeinsamer Bundesausschuss Deutschland; Dr. Ernest G. Pichlbauer, unabhängiger Gesundheitsökonom


Nach dem gemeinsamen Plenum gingen Antibiotikabeauftragte Ärzte, Infektions- und Tropenmediziner sowie Fachärzte für Hygiene und Hygienefachkräfte den Fragen nach, wie in Zukunft nosokomialen Infektionen vorgebeugt und diese behandelt werden können und mit welchen Strategien die Krankenhaushygiene in Österreich noch weiter gesteigert werden kann.

Multiresistente Erreger auf dem Vormarsch

In den USA bzw. in Europa stirbt alle 10 Minuten ein Mensch an einer multiresistenten Infektion. Diese Zahl wird auch in den nächsten Jahren weiter steigen. So rechnen Experten damit, dass im Jahr 2050 die Menschen nicht mehr vorrangig an Krebserkrankungen sterben, sondern aufgrund von resistenten Erregern. Alle Anwesenden waren sich einig: Um diesen beunruhigenden Trend entgegenzuwirken, bedarf es eines verantwortungsvolleren Antibiotikaeinsatzes, einer effizienten Krankenhaushygiene und einem raschen Umdenken in der Gesellschaft.

Elisabeth Tschachler, ÖKZ, führte souverän durch die Veranstaltung.

Univ.-Prof. Dr. med. Univ. Florian Thalhammer, AKH & Medizinische Universität Wien: „Nur rund 14 % der Österreicher wissen, dass Viren keine Bakterien sind.“

Dr. Ernest G. Pichlbauer, unabhängiger Gesundheitsökonom, sprach über die Kosten nosokomialer Infektionen.

OA Dr. Agnes Wechsler-Fördös, Krankenanstalt Rudolfstiftung: „Resistenzen kennen keine Grenzen.“ 

Dr. Alexander Blacky, VAMED-KMB: „Hygiene ist ein riesiges Puzzle mit vielen kleinen Teilen, die zusammenpassen müssen.“

Gerlinde Angerler, Orthopädisches Spital Speising: „Hygiene ist Chefsache.“

Dr. Friedemann Gebhardt, Klinikum rechts der Isar – TU München, sprach über das deutsche Infektionsschutzgesetz.

Dr. med. Dr. phil. Reinhild Strauss, MSc DTM&H vom Bundesministerium für Gesundheit, gab einen Einblick in die nationalen Aktivitäten zur Überwachung von nosokomialen Infektionen und Antibiotikaresistenzen.

Dr. Sonja Kierstein, Greiner Bio-One Diagnostics GmbH, stellte neueste Testsysteme für den Nachweis nosokomialer Erreger vor.

Mag. Jutta Antretter, BA, Novaerus Airborne Infection Control: „Mit neuester Plasmatechnologie gegen die Entstehung von nosokomialen Infektionen.“

Leopold Karner, Universitätsklinikum Krems: „Unterlassene Händehygiene ist kein Kavaliersdelikt mehr!“

Andrea Binder, MBA MSc, Klinikum Wels-Grieskirchen: „Es gibt nicht die eine Lösung. Es bedarf eines Bündels.“

Martin Wiesler, Krankenhaus der Elisabethinen Linz GmbH, sprach über den Einsatz von OP-Textilien zur Infektionsprophylaxe.

Hans Hirschmann, MPH, Landeskrankenhaus Feldkirch: „Die Diskussion über die Sinnhaftigkeit von Bereichskleidung wird uns noch länger beschäftigen.“