Rückblick Jahresforum Wohnbau

Im Fokus des Jahresforums Wohnbau stand – was könnte wichtiger sein – die Zukunft des Wohnens in Österreich. Demographische Entwicklung, Lebensstil und gesetzliche Hürden stellen die wichtigsten Treiber der Wohnungsmarktsituation dar. Am ersten Tag stellte Herr FH-Doz. Dr. Wolfgang Amann, Vorsitzender des Tages,  in seinem Vortrag die Situation der Wohnungsleerstände präzise und ungeschönt vor. Sein warnendes Credo: „Jede Wohnung, die ohne konkrete Nutzungsabsicht gekauft wird, fehlt später am Markt. Diese muss dann neu gebaut werden.“

Finanzpolitik und Zinsausblick

Der Experte aus der österreichischen Nationalbank, Herr Mag. Dr. Ernest Gnan, konnte einen fundierten Einblick über die Konjunkturentwicklung geben. Trotz einer abzusehenden Abschwächung bleibt die Wohnbauaktivität aber in naher Zukunft deutlich belebt. Herr Gnan leitete daraufhin eine zukünftige Entwicklung der Geldpolitik ab.

Auch die Privatwirtschaft sieht die Challenge des demographischen Wandels nicht nur für Österreich, sondern weltweit. Dementsprechend hat Ideal Standard das Ultra Flat S entwickelt, eine Sanitäranlage, die sich an den vorhandenen Platz flexibel anpasst und auch vor Ort in einem Show-Truck verbaut besichtigt werden konnte.

„Leerstand ist nicht gleich Leerstand.“ Gründe, warum eine Wohnung nicht auf dem Markt angeboten wird, gibt es viele. Hier muss ein Weg gefunden werden, diese verfügbar zu machen, so Herr FH-Doz. Dr. Wolfgang Amann.

In einem fachlich sehr anschaulich vorgebrachten Vortrag klärte Frau Mag. Karin Fuhrmann die Teilnehmer über die aktuelle Rechtssituation zum Hauptwohnsitz auf. Oft genug ist die Gesetzeslage dabei ein Hindernis, wenn es um die Veräußerung von Grundstücken geht.

Mit klaren Ansagen führte Herr Dipl. Wirtsch.-Ing. Friedrich Mühlener die aktuelle Novellierung der EU-Gebäuderichtlinie vor. “Überall steht, dass 30–40% der Energie nur fürs Wohnen verwendet wird ... dabei ist das so nicht richtig.” Tatsächlich seien es 7–9,8%, abhängig davon, welche Indikatoren man nimmt. Klare und provokante Kernaussage: Was im Wohnbau gemacht wird, ist nicht so relevant für den Klimawandel, wie gerne verkündet wird.

„Es muss Verantwortung für den Lebensraum übernommen werden“, so Mag. Tanja Gerlich, Projektleitung des Stadtteilmanagements Seestadt Aspern. Wichtig für das gemeinsame Leben in der Seestadt ist die Kommunikation. Zahlreiche Veranstaltungen und Kooperationen mit Bauträgern helfen die neuen Bewohner und das Wohnumfeld kennenzulernen.

Mag. Alois Feichtinger klärte dringende Fragen zum Wohnungsgemeinützigkeitsgesetz und stellte die Möglichkeiten vor, Leistbarkeit und Bauleistung sicherzustellen.

Herr Mag. Dr. Ernest Gnan über die aktuelle und zukünftige Wirtschaftsentwicklung und ihre Auswirkungen auf die Finanzen und Immobilienpreise.

Eine Lösung für den demographischen Wandel im Geschosswohnungsbau präsentierten Herr Ing. Stefan Jungwirth und Herr Dirk Wischnewski von Ideal Standard.

Frau Mag. Karin Fuhrmann erklärte in lockerer Art, worauf man bei seinem Hauptwohnsitz in Zukunft achten sollte. 

Schneller ist keiner: Herr Dipl. Wirtsch.-Ing. Friedrich Mühlener berichtete über den aktuellsten Stand der EU-Gebäude-Richtlinie.

Gerade in einem neu gebauten Stadtteil spielt der Informationsbedarf für die Bewohner eine große Rolle, wie Mag. Tanja Gerlich schildert.

Mag. Alois Feichtinger klärte dringende Fragen zum Wohnungsgemeinützigkeitsgesetz und stellte die Möglichkeiten vor, Leistbarkeit und Bauleistung sicherzustellen.

Die Diskutanten (von links nach rechts) Prof. Dr. Georg Kathrein, Mag. Alois Feichtinger, Mag. (FH) Alexander Paul Pawkowicz, MRICS und Dr. Josef Schmidinger zeigten, dass für ein leistbares Wohnen für alle noch viele Hürden abzubauen sind.

Die hochkarätige Abschlussdiskussion bestand aus Herrn Prof. Dr. Georg Kathrein aus dem Bundesministerium für Verfassung, Reformen, Deregulierung und Justiz, dem Landtagsabgeordneten der FPÖ und Bautensprecher Mag. (FH) Alexander Paul Pawkowicz, MRICS, Herrn Dr. Josef Schmidinger von der Erste Bank und Herrn Mag. Alois Feichtinger, Österr. Verband gemeinn. Bauvereinigungen – Revisionsverband. Auf sachlicher Ebene wurde über aktuelle politische Entwicklungen und verpasste Gelegenheiten diskutiert. Ein heißes Thema war das Schicksal der WIBB. „Man sollte sich vorher überlegen, woher man das Geld nimmt, wenn man Wohnungen bauen will.“, so Schmidinger enttäuscht. Herr Pawkowicz versicherte: „Es soll ausdrücklich ein neues, vereinfachtes Mietrechtsgesetz geben – unter möglichst breiter Zusammenarbeit.“ Das bisherige Mietrecht ist am Ende seiner Zeit angelangt. Herr Kathrein gemahnte an alle Beteiligten, dass man weg von der Hochpolitik und hin zu mehr Sachlichkeit kehren müsse.

Der nächste Tag stand voll und ganz im Zeichen der intelligenten Raumplanung. Eröffnet wurde vom Vorsitzenden Herrn Mag. Walter Senk.

Herr DI Hacker, Regionalmanager vom Stadt Umlandmanagement Wien Niederösterreich, wies auf die oft vergessene Sensibilisierung der Bevölkerung und Bewohner für neue Bauprojekte hin. Eine wichtige Frage ist, wie man mit der Bevölkerung umgeht, die aufs Land zieht und dann von der Stadt wieder eingeholt wird. „Projekte schrittweise zu entwickeln ist besser um nachjustieren zu können“, ist sein Grundtenor.

Prof. DI Dr. Thomas Dillinger zeigte in einem konkreten Fallbeispiel die Stadt Ebreichsdorf, bei der der Ausbau des Bahnhofes im Zentrum steht. Bei einer Projektfläche von der Größe der Wiener Seestadt ist hier eine interdisziplinäre Betrachtung solcher Projekte unabdingbar geworden. Die Ängste der Bevölkerung bei großen Projekten sei massiv und führt zu einem Dilemma für die Politik.

Mag. Walter Senk, Chefredakteur der Immobilienredaktion.at, verschuf den Teilnehmern einen spannenden Überblick des Tages.

“Aus einem Speckgürtel einen Bauchmuskel formen”, so definiert Herr DI Hacker die Aufgabe der regionalen Vororten. 

Man sieht nun oft das Phänomen, das Zugezogene die letzten sein wollen, so Prof. DI Dr. Thomas Dillinger. 

Stadtteilentwicklung auf alten Bahnhöfen war das Thema von Herrn DI Manuel Gattermayr, von der ÖBB Immobilienmanagement GmbH. Diese Brachen, speziell Bahnbrachen, eignen sich ideal für verschiedene Nutzungen. Die Qualitäten der Standorte liegen klar auf der Hand: gute Erreichbarkeit, vorhandene Infrastruktur und große Entwicklungsmöglichkeiten. Schonungslos schilderte er aber auch die Herausforderungen von ÖBB-Gründen, wie Bodenkontamination, Kriegsrelikte, rechtliche Altlasten (alte Verträge), sensible Infrastruktur (wie Erdkabel), Emissionen angrenzender Bahninfrastruktur und 9 verschiedene Bauordnungen.

Dass ein Umdenken und eine Umstrukturierung der Gesellschaft stattfinden, konnte Herr Arch. DI Klaus Duda an den drei Faktoren Singularisierung, Aufenthaltsdauer und Eigentumsdenken definieren. Diese müssen bei der Gestaltung von Wohnräumen berücksichtigt werden. Seine Idee: Nutzungsoffene Strukturen.

Ein Haupttreiber neben der Veränderung der Arbeitsmarktstruktur für den Wohnmarkt sind Singles. Aber Single ist nicht gleich Single, wie Herr DI Michael Pech, MRICS, analysiert hat. Als eine Möglichkeit diesem Trend zu begegnen stellte er das Wohnhochhaus als vertikales Stadtquartier mit seinen zahllosen Möglichkeiten vor. Mit zahlreichen Praxisbeispielen für die Umsetzung begeisterte er die Teilnehmer.

Das Baurechtsgesetz gibt unter bestimmten Voraussetzungen Vorteile für jeden Vertragspartner, so Herr Dr. Peter Vcelouch. Anhand von Beispielen aus der Praxis konnte er den Teilnehmern die verschiedenen Ausgestaltungsmöglichkeiten des Baurechts bildhaft machen.

Dass der Energieverbrauch von Gebäuden effizienter werden muss, ist wahrlich nicht neu, doch Herr DI Dr. Thomas Fleckl vom AIT zeigte anhand von innovativen Ansätzen zum Einsatz von Wärmepumpen, wie es auch umsetzbar ist. Vor allem die Möglichkeit der Integration in den Gebäudebestand zeigt das große Potenzial dieser Technologie.

Mit lockeren Worten und erhabener Gelassenheit schilderte Herr FH-Prof. Dr. Winfried Kallinger sein Slim-Building-Verfahren. Das hybride Baukonzept sei auch eine Planungsphilosophie, bei der man versucht Soziales, Hybridbau und Kosteneffizienz unter einen Hut zu bringen.

Für Herrn DI Manuel Gattermayr ist klar: Wenn es um Wohnbau geht, darf man (Wohnbau-) Projekte nicht mehr isoliert betrachten.

„Wir schimpfen über 50jährige Häuser, dabei muss man denken, würden wir 2070 in den heute fertiggestellten Wohnungen noch leben wollen?“, so Herr Arch. DI Klaus Duda.

Die Erfolgsgeschichte von Wohnhochhäusern kommt in Österreich sehr spät an. Aber nun ist sie da, gab sich Herr DI Michael Pech, MRICS, zuversichtlich.

Herr Dr. Peter Vcelouch stellt das Baurecht als sinnvolle Option für den Immobilienmarkt dar.

Das Potenzial der Wärmepumpen sind noch nicht ausgereizt. Ein klarer Apell von Herrn DI Dr. Thomas Fleckl.

„Man hätte es auch ‚schlank-bau-Verfahren‘ nennen können, aber das klingt doch nicht gut.“, merkte Herr FH-Prof. Dr. Winfried Kallinger humorvoll an.