Rückblick KURS 2020: Marktfolge & Backoffice

Bereits zum 15. Mal kamen Vertreter namhafter österreichischer Bank- und Finanzinstitute von 7. bis 8. Juli auf der „KURS: Marktfolge und Backoffice“ zusammen, um sich über aktuelle Stellungnahmen der Aufsicht zu informieren und sich endlich wieder face to face auszutauschen. An zwei spannenden Tagen wurde ein breiter thematischer Bogen gespannt: Von den neuen EBA-Anforderungen zu Kreditvergabe, über die Corona-Effekte auf Non Performing Loans und auf Referenzzinssätze bis hin zu Instant-Krediten und Haftungsfallen.

Bankinstitute müssen bei Immobilienkrediten mehr Sicherheiten verlangen

Der Traum von den eigenen vier Wänden wird oft an lange Verpflichtungen geknüpft. Gleichzeitig schmelzen seit Jahren die Sicherheiten der Häuselbauer. Ein Trend, den die Aufsicht kritisch sieht. Die regulatorische Antwort auf die Entwicklung flatterte Mitte Juni 2019 in die Banken: Leitlinien zur Kreditvergabe und -überwachung. Die von der EBA veröffentlichten Guidelines zielen auf eine Verbesserung des Risikomanagements und der Governance-Mechanismen im Kreditgeschäft ab. In der praktischen Umsetzung halten die Leitlinien jedoch einige Herausforderungen bereit. Zwar wurden die Leitlinien im Vergleich zum Konsultationsentwurf deutlich entschärft, doch genau dieser Zustand macht den Mitarbeitern der Marktfolge Kopfzerbrechen: Die vagen Formulierungen bieten reichlich Raum für Auslegung.

Zwischen den Zeilen: Rechtliche Auslegung und praktische Anwendung der neuen Guidelines

Welche Problemfelder zeigen sich in der Praxis? Wie können Ermessenspielräume der EBA Leitlinien optimal ausgenutzt werden? Was sind die kritischen Punkte im Hinblick auf Prüfungen? Mag. Roland Salomon, BA (FMA) und Dr. Christof Splechtna (S2P Bankenexpertise) führten in einem Intensiv Workshop durch Neuerungen und lieferten wertvolle Handlungsempfehlungen.

Green Deal: Nachhaltige Immobilienkreditvergabe im Fokus der Aufsicht

Mit einem „Green Deal“ will die EU-Kommission Unternehmen klimaneutraler machen. Banken sollen ihren Beitrag leisten und Kredite auf Nachhaltigkeit prüfen. Ein Klassifikationssystem (Taxonomie) soll Nachhaltigkeit dabei klar definieren, erläuterten MMag. Johannes Duy, MBA (Duy Rechtsanwalt) und Mag. Walter Hatak, MA, CEFA (Erste Asset Management) in ihrem Vortrag. In einer Diskussion wurde die Praxisperspektive zur nachhaltigen Immobilienkreditvergabe beleuchtet: Mag. Roman Eisenmagen (Erste Bank Österreich), Georg Sachatonicsek, MA, MSc, MRICS (Verband der österreichischen Landes-Hypothekenbanken) und Mag. Patrick Walch (Raiffeisenbank International) diskutierten unter der Moderation von Mag. Michael Swoboda (HYPO NOE Landesbank für Niederösterreich und Wien) Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt.

Einen Streifzug durch aktuelle Brennpunkte der Loan Origination Guideline präsentierte Mag. Roland Salomon, BA (FMA)

Wie schafft man den Spagat zwischen Restriktion und Digitalisierung? DI Jürgen Krenn, MBA (CRIF) 1.v.l. bereicherte die Konferenz mit Lösungsansätzen zur raschen Risikobewertung

Jürgen Mitterdorfer, BA MA, CIS ImmoZert, 1.v.l. (Sprengnetter) verblüffte mit einer App zur Immobilenbewertung und präsentierte weitere Lösungen für die Marktfolge

Widersprüchliche EUGH-Entschiede beleuchtete Mag. Karin Trzebin LL.M.eur. (Österreichischer Genossenschaftsverband) und zog Schlüsse für die österreichische Kreditvergabepraxis

Unter reger Beteiligung des Publikums wurden die Spielräume und Auslegungsfragen diskutiert