Rückblick pharmaKON 2014

Würden Sie Ihre Medikamente online bestellen?

Diese Frage würden die Besucher der diesjährigen pharmaKON 2014, die von 12. - 13. November in Wien stattfand, wohl unterschiedlich beantworten.

Tatsache ist, 97 % der Websites, die heute Arzneimittel anbieten, sind illegal, so Mike Isles, Executive Director der European Alliance for Access to Safe Medicines zum Auftakt der Veranstaltung. Online werden massig Medikamente angeboten, die vermeintlich echt sind. Dagegen kämpft die EU mit mehreren Projekten an und setzt europaweit Maßnahmen. Für Österreich wird dieses Thema mit nächstem Jahr schlagend, wenn Apotheken online gehen und erstmals selbst rezeptfreie Produkte versenden dürfen.

Scheingeschäfte über Sexshops

Gefälschte Medikamente finden aber nicht nur über falsche Websites ihren Weg zum Konsumenten, auch über online Sexshops kann es beispielsweise zum Vertrieb von Produkten kommen, die mitunter gesundheitsschädigend wirken. Italien ist im Kampf gegen gefälschte Arzneimittel europaweit federführend. Das Projekt Impact Italia vernetzt seit 2006 alle Stakeholder, von der Polizei über Labore bis hin zu den Behörden, die aktiv den Vertrieb gefälschter Arzneimittel bekämpfen. Domenico Di Giorgio von der der italienischen Medizinmarktbehörde AIFA, stellte in seiner Keynote vor allem eins klar: Das europäische Netzwerk muss eng zusammenarbeiten um kriminelle Machenschaften aufzudecken.

Wie sicher sind Arzneimittel in Österreich?

Nichtsdestotrotz: Zu sagen, in Österreich erhältliche Arzneimittel sind zu 99% sicher, ist für Dr. Christoph Baumgärtel, AGES Medizinmarktaufsicht noch eine Untertreibung, jedenfalls für die legale Vertriebskette. Das eigentliche Problem – da war sich auch die hochkarätige Diskussionsrunde einig – stellt der illegale Vertrieb von Arzneimitteln dar.

Fälscherwerkstätten agieren gewitzt und versenden im Namen real existierender Apotheker, berichtete Mag. pharm. Christian Müller-Uri, Vizepräsident der österreichischen Apothekerkammer. Die Suche nach Lösungen um den außereuropäischen Medikamentenversandhandel im Internet in den Griff zu bekommen muss in den Vordergrund rücken, zeigte sich auch Dr. Gerhart Lötsch, Präsident und Leiter des Fachausschusses Regulatory Affairs überzeugt. Für Mag. pharm. Martin Peithner, Vorstandsmitglied der Pharmig zeigen die europäischen Initiativen zur Fälschungssicherheit jedenfalls, dass sich etwas tut. Die Adaptierung von Produktions- und Verpackungslinien wird jedoch auch hohe Kosten verursachen, auf denen die Industrie sitzen bleibt.

Ob die Legalisierung des Fernvertriebs von OTC-Produkten grundsätzlich eine Gefahr darstellt oder ob man nicht umgekehrt durch das Verbot den Vertrieb von Fälschungen im Internet fördert – darüber schieden sich letztlich die Geister. Die Liberalisierung des OTC-Marktes erfordert jedenfalls eine Umstellung der zertifizierten Betriebskette. Ändert sich das Element Apotheke, braucht es auch ein neues Regelwerk, ein weiter gespanntes Sicherheitsnetz. Und letzten Endes jedenfalls auch gesundheitskompetente Konsumenten.

Mike Isles präsentierte die Europäische Anti-Counterfeiting Strategien

Dr. Domenico Di Giorgio stellte die IMPACT ITALIA vor

Dr. Müller-Uri – „Nicht sicheren Vertriebskanal noch sicherer machen, sondern kriminelle Energie von außen bekämpfen“ 

Prof. Mag. Heinz Krammer zur Versorgungssicherheit und –engpässen in Österreich 

„Kosten für Fälschungssicherheit wird die Industrie schlucken müssen.“ – Mag.pharm. Martin Peithner, Vorstandsmitglied der Pharmig 

Dr. Gerhard Lötsch begrüßt die Möglichkeit, dass österreichische Apotheken bald am Onlinemarkt mitmachen können – vorausgesetzt das Sicherheitsnetz werde weiter gespannt.

Dr. Christoph Baumgärtel, MSc über die Aufgaben der AGES im Dienst der Arzneimittelsicherheit

Mag.a Petra Stuiber führte durchs Plenum