Rückblick Spezialtag Nachhaltigkeitsrecht 2022

28. Juni 2022 | Austria Trend Hotel Savoyen Vienna, Wien


Am 28. Juni 2022 fand im ATH Savoyen in Wien zum zweiten Mal der imh Spezialtag Nachhaltigkeitsrecht unter der fachlichen Leitung von Berthold Hofbauer und Markus Beham statt.

Mit der Eröffnungskeynote „Was ist Nachhaltigkeitsrecht?“ schuf Markus Beham (Universität Passau) einen Einblick in die gesetzliche Ummantelung der Klimawende und leistete einen Überblick in die Agenda des Spezialtages.

Grundsätzlich setzt sich unternehmerische Nachhaltigkeit aus dem Zusammenspiel von Umweltschutz, wirtschaftlicher Entwicklung und sozialer Entwicklung zusammen. Das Nachhaltigkeitsrecht ist dabei, wie der Name verrät, der rechtliche Rahmen, der die nachhaltige Wirtschaftszukunft forciert und gewährleistet.

Nachhaltigkeitsstrategien in Unternehmen

In einem Praxisbreakout lieferten Günter Ofner (Flughafen Wien) und Josef Fiala (ASFINAG) einen umfassenden Einblick in die Nachhaltigkeitsstrategien der Unternehmen.

Mit dem Office Park schaffte der Wiener Flughafen das energieeffizienteste Gebäude Österreichs, das lediglich circa 30 Prozent der Energie eines herkömmlich gebauten Bürogebäudes benötigt – dies konnte allerdings lediglich durch die Umgehung einiger Vorschriften gelingen. Im Bereich des Flughafenbetriebs ist neben der Treibstoffthematik des Flugverkehrs auch der „Bodenfuhrpark“ eine Herausforderung. Das ambitionierte Ziel ist: Vom Net-Zero Flughafen 2033 zur CO2-neutralen Luftfahrt 2050.

Josef Fiala betrachtete im Detail die Bodenversiegelung durch die ASFINAG und zeigte auf, dass lediglich ein Drittel der ASFINAG-Gesamtfläche versiegelt ist. Im Bereich der e-Mobility plant die ASFINAG bis 2030 mehr als 1.000 Ladepunkte in Betrieb zu nehmen. Bilanziell soll außerdem der Stromverbrauch der ASFINAG bis 2030 durch eigene Stromerzeugung gedeckt werden. Das Mobilitätskonzept 2030 beinhalten auch Pläne, Parkplatzprobleme zu vermeiden, den Verkehr zu verlagern (Kooperationen mit Beispielsweise der ÖBB) und das bestehende Angebot (Bsp.: Rastplätze) zu verbessern. Die Quintessenz: „Mit vorausschauenden, nachhaltigen und innovativen Lösungen sind wir ein aktiver Teil der Mobilitätswende in Österreich und ermöglichen gemeinsam mit unseren Partner:innen die Mobilität für Generationen“.
 

Berichtpflichten, Taxonomie-Verordnung & grüne Compliance

Florian Klimscha und Mathias Lehner (Freshfields Bruckhaus Deringer) gehen im Detail auf die Herausforderungen der EU-Taxonomie-Verordnung ein. Die Kernfrage der Verordnung: Wann ist eine Wirtschaftstätigkeit ökologisch nachhaltig?

Werner Gedlicka (KPMG) ging tagesaktuell auf die aktuellen Vorgaben und Regelungen der Corporate Sustainability Directive ein.

Grüne Kartelle und Compliance: Charlotte Eberl (AGRANA) über das Spannungsverhältnis zwischen Nachhaltigkeitsanspruch und Kartellrecht

Impulsbreakout: Klimaforschung

In einer spannenden Online-Zuschaltung erläuterte Birgit Bednar-Friedl (Universität Graz) anschaulich, welche Konsequenzen der Klimawandel aktuell bereits mit sich bringt. Es muss vermehrt mit Extremwetterlagen gerechnet werden.  Einige Klimaänderungen sind bereits jetzt unvermeidbar. Zur Verhinderung weiterer Verschärfungen der Situation muss eine Prozessänderung und ein globales Umdenken erfolgen. Besonders in den Bereichen Mobilität, Gebäudebau und Ernährung muss nachhaltiger agiert werden. Konkrete Maßnahmen hier sind beispielsweise: Autofreie Sonntage & Pop-Up-Radwege, Steigerung der Renovierungsquoten & Modulares Wohnen, pflanzliche Ernährung & Reduktion der Lebensmittelverschwendung.
 

Florian Stangl (nhp)

Energierecht & Energiekrise

Florian Stangl (nhp) sprach über die Novellierungen im Energierecht und die Auswirkungen auf die Wirtschaft. Demnach ist aktuell viel in Bewegung und Planung, wobei die Zulassungsverfahren das aktuelle Nadelöhr darstellen. Seine Zukunftseinschätzung: „Die nächsten Monate werden entscheidend sein“ 

In der Diskussionsrunde zum Thema „Energiekrise – raus aus der Abhängigkeit“ rief Stangl zur Eigenverantwortung auf – Beispielsweise könne jede:r Bürger:in eine PV-Anlage auf dem eigenen Dach installieren, um einen eigenen autarken Energiekreislauf zu schaffen. Friedrich Zemanek (WASSER – ENERGIE – UMWELT) sieht zusätzlich den Ausbau der Stromnetze als relevanten Faktor einer zukünftigen Versorgungssicherheit. Michael Schmöltzer (Uniper Energy Storage) fasste treffend zusammen, dass wir aufpassen müssen, nicht von einer Abhängigkeit in die nächste zu rutschen.

Grüne Vergabe & Zertifizierungen

Julia Luksan lieferte einen Einblick in die Schnittstelle zum Immaterialgüterrecht am Beispiel intransparenter Gütesiegel & Zertifizierungen

Anschaulich behandelte Berthold Hofbauer (Heid & Partner) abschließend das Thema der „Grünen Vergabe“. Mit einem Fokus auf „Gütezeichen“ zeigte er auf, wie Tierwohl beim öffentlichen Einkauf von tierischen Produkten einfach berücksichtigt werden kann und muss.

Julia Luksan (selbstständige Rechtsanwältin)

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