Rückblick Jahresforum Cashless Payments

26. und 27. September 2018, Schlosspark Mauerbach bei Wien

BigTechs, Customer Experience und Pain Points

Im Fokus des Jahresforum Cashless Payments standen 2018 das Thema BigTechs und deren Auswirkungen auf das Payment. Werden die neuen Player die Branche auf den Kopf stellen oder sind sie Wegbereiter für die Cashless Society?

Wir und die Anderen

Dass sich auf anderen Kontinenten in puncto Cashless Payments wesentlich mehr tut und die Entwicklungen teilweise rasant voranschreiten, darüber waren sich die Experten in Mauerbach einig.

Obwohl sich in den nächsten 2 Jahren nicht allzu viel ändern wird, wie Axel Liebetrau (BIG) festhielt, wird es hingegen in 5 bis 10 Jahren ganz anders ausschauen. Der stärkste Konkurrent für Payment wird laut seiner Einschätzung der Sprachassistent: “Sprachassistenten wischen Karten und Handy weg! 

Axel Liebetrau (BIG – Banking Innovation Group): „Werden Sie ein bisschen frecher! Apple, Google etc. sind frech – wir können das auch!“ 

Dass Europa sich warm anziehen muss, um auf der internationalen Bühne mitspielen zu können, darüber referierte Dr. Christian Pirkner (Blue Code International). Im unbaren Bereich findet sich kein europäisches Logo mehr. Die großen Player, wie Google oder Amazon haben in den letzten Monaten neue Deals abgeschlossen und holen sich Banklizenzen ein, um ganz vorne mitzuspielen. 

Machtlos zusehen muss Europa jedoch nicht, denn durch Spezialisierung und durch die Generierung eines Mehrwerts für den Kunden, kann den Big Playern die Stirn geboten werden. 

Auch Robert Macho (FRC FinReg Consulting) plädierte dafür, dass aktiv in Richtung Kooperationen gedacht werden muss: „Reiben wir uns nicht auf den falschen Dingen auf, sonst rennen uns die Anderen in der Zwischenzeit davon!

Dr. Christian Pirkner (Blue Code International): „Die PSD II ändert jetzt alles!“

„Gehen wir aktiv rein! Gehen wir in Richtung Kooperationen und nutzen wir die Dinge, die da sind!“ Robert Macho (FRC FinReg Consulting)

Über den Regularien-Dschungel und offene Türen

Da Banken bis zum Anschlag mit Regulierungsmaßnahmen beschäftigt sind, bleibt oftmals schlichtweg keine Zeit, sich auf andere Themen zu konzentrieren. Allen voran die PSD II Umsetzung bereitet vielen Kopfzerbrechen.

Dr. Bernd Fletzberger (PFR Rechtsanwälte) und Experte für die Umsetzung des ZaDiG in Österreich hielt fest, dass die Rechtsunsicherheit die Branche noch eine Weile begleiten wird. 

Die PSD II hat die Türen der Banken geöffnet und neue Player haben das Spielfeld betreten. Über Access to Account und wie das finanzielle Blutbild, sprich Kontodaten sicher und sinnvoll genutzt werden können, darüber berichteten Amadeus von Kummer (FinTecSystems) und Jan Wichmann (BANKSapi). Dass diese Öffnung durch die PSD II auch Chancen für Banken mit sich bringt, darauf verwies Mag. Katharina Quehenberger (STUZZA).

FinTechs können zwar zu Banken werden, aber auch Banken können zu FinTechs werden – im Zentrum der Bemühungen muss immer der Kunde stehen, denn derjenige, der es für den Kunden einfacher macht bzw. der es schafft die Usability hoch zu halten, der wird gewinnen.

Dr. Bernd Fletzberger sprach über ZaDiG 2018 und laut seiner Einschätzung könnte es noch spannend werden. 

„Die entscheidende Frage lautet: Wie ist die Akzeptanz des Kunden?“ Amadeus von Kummer (FinTecSystems) 

Mag. Katharina Quehenberger, MLS (STUZZA): „Die Türen der Banken werden geöffnet sein, aber es wird immer einen Security vor der Tür geben.“ 

Im Fokus: Der Kunde

Ob dieser Mehrwert durch den Einsatz von biometrischen Verfahren (DI Gerald Gruber, Mastercard Europe), durch hohe Sicherheitsstandards, wie Real Time Fraud Prevention (DI Jürgen Krenn, MBA, CRIF), smartere & einfachere Handhabung (Silvia Kandera, lezzgo), Loyalty Programme (Malte Triesch, Miles & More) oder attraktivere Wearables (Susanne Scheybal, LAKS & Key2Pay) kreiert wird, darüber wurde in den zwei Tagen intensiv gesprochen und diskutiert.

Mastercard denkt nach vorne – Biometrics im Payment DI Gerald Gruber (Mastercard Europe)

„Die große Frage lautet: Kann ich dem vertrauen, oder ist das ein Gauner.“ DI Jürgen Krenn (CRIF)

Silvia Kandera (lezzgo, BLS) präsentierte lezzgo – Mobilität aus einer Hand.

Wie man ein Monat ohne Bargeld lebt und welche Stolpersteine lauern, darüber berichtete Malte Triesch (Miles & More) und hielt fest: „Es geht, aber es geht nicht gut!“

„Der Kunde ist König und er entscheidet, wie er bezahlen will!“ Susanne Scheybal (LAKS & Key2Pay) bewies, dass bezahlen auch schön sein kann. Kunden können aus einem breiten Sortiment an attraktiven und smarten Wearables auswählen – Warum also nicht mal mit Armband bezahlen. 

Neue Technologien und ein Blick in die Glaskugel

Neben diesen dominierenden Themen wurde auch angeregt über das Thema Digitalisierung mit all ihren Chancen und Herausforderungen gesprochen. Dipl.-Ing. Ulfried Paier (Raiffeisen Rechenzentrum) sprach über seine Erfahrungen im Bereich Cybercrime und Dr. Marcus Presich (Raiffeisen Bank International) zeigte die Potentiale der Blockchain Technologie auf und ermahnte, dass Banken sich diesem Thema nicht verschließen dürfen.

Dass die Rechenleistung irgendwann nicht mehr genügen wird und es neuer Technologien bedarf, darüber sprach der CEO von Novarion Systems, Georg Gesek und entführte die Teilnehmer in die (komplexe) Welt der Quantum Technology. 

Die astronomischen Neuerungen, welche die Quantentechnologie ermöglichen wird, werden nicht von heute auf morgen passieren, dafür sind in anderen Bereichen, wie z.B. im Retail zeitnah Revolutionen zu erwarten.

Dipl.-Ing. Ulfried Paier (Raiffeisen Rechenzentrum): „Die Frage, wie sicher sind Banken, kann ich mit sehr sicher beantworten. Somit könnte ich meinen Vortrag gleich wieder beenden, aber es gibt ein veritables Problem, nämlich Cybercrime und dies nimmt zu.“

Über die rasanten Technologieentwicklungen der letzten Jahre und die rapiden Veränderungen im Retail- und Paymentbereich sprach Urs Gubser (SIX Payment Services) und wies darauf hin, dass sich dadurch auch das Kundenverhalten verändert hat.

Über die daraus resultierenden Anforderungen der Kunden, gerade an das Mobile Payment machte Rudolf Amer (Concardis Austria) in seinem Vortrag aufmerksam und warnte: „Wenn wir in Europa nicht etwas Eigenes auf die Beine stellen, kommen GooglePay, AmazonPay etc. und werden uns überrennen, so schnell können wir gar nicht schauen!“

Gemeinsam können wir mehr

Es gilt also Synergien zu nutzen, Kooperationen auf europäischer Ebene zu schließen, um den Big Playern die Stirn bieten zu können und last but not least einen Mehrwert für den Kunden zu generieren.

Kundenbedürfnisse und der Mehrwert für den Kunden müssen ganz oben auf der ToDo-Liste stehen. „Wir denken immer was wir wollen, aber wir müssen umdenken, was der Kunde will“, hielt Rudolf Amer (Concardis Austria) treffend fest.

Die gesamte Customer Journey muss bei der Entwicklung von neuen Produkten berücksichtigt werden. Pain Points müssen eliminiert und Erlebnisse kreiert werden, denn nur wer die Bedürfnisse und Wünsche der Kunden kennt, kann diese auch befriedigen, denn schlussendlich entscheidet der Kunde, wie und mit was er bezahlen will (Susanne Scheybal, LAKS & Key2Pay).

Sandro Graf, lic. Iur. EMsc (ZHAW): „Rückblickend bleiben immer Spitzen(Erlebnisse) in Erinnerung und das Ende! Also: Finish-Strong!“

„Die Vision lautet: Finanzen, die sich um den Kunden kümmern und nicht der Kunde um seine Finanzen.“ Jan Wichmann (BANKSapi GmbH)

„Im Moment wird mit der Blockchain Technologie noch sehr viel experimentiert, aber im Jahr 2021 wird es aber produktionsfähige Blockchain-Systeme geben.“ Dr. Marcus Presich (Raiffeisen Bank International)

Urs Gubser MBA (SIX Payment Services) sprach über künftige Revolutionen im Retail-Bereich

Georg Gesek (Novarion Systems): „Quantentechnologie ist wie eine Kuh, die ihre eigene Milch trinkt und dabei wächst.“

Concardis Austria präsentierte sich beim Jahresforum Cashless Payments. Rudolf Amer (Bild rechts) ermahnte in seinem Vortrag, dass wir umdenken müssen und zwar in Richtung was will der Kunde.